Mein Kumpel Aesop Rock: Der freundliche Kopierschutz

Kopierschutz kennt jeder. Eine interessante Unterabteilung bilden die Maßnahmen, Journalisten vom Kopieren ihrer Rezensionsexemplare abzuhalten. Denn hier geht es darum, das Material – Musik oder Film – unattraktiv zu machen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Die scheinen ihrem eigenen Kopierschutz nicht zu trauen, sonst würde der ja genügen. Doch der Einfallsreichtum beim Verhindern von Promo-Kopien ist noch viel größer als beim schnöden Kopierschutz …

Beim Film (vom Sicherheitscheck bei Pressevorführungen im Kino inklusive Flughafen-Sicherheitsschleuse und Nachtsichtgeräten im Saal – kein Scherz! – will ich erst gar nicht anfangen) gibt es folgende Varianten: Absichtlich schlechte Qualität durch runtergerechnete Bilder, kleineres Bild oder störende Elemente im Bild – wahlweise einen permanenten Sekundenzähler am Bildrand oder sogar in der Mitte, eine Art Wasserzeichen im Bild, das alle paar Minuten auftaucht. Oder, auch schon gesehen: Ein permanentes Wasserzeichen, so dass man kaum noch den Film sehen kann. Das kommt so gut wie Fernsehgucken mit Spiegelung im Bild, und man muss sich ernsthaft fragen, ob die betreffenden Verleihfirmen wirklich an einer positiven Besprechung ihres Produktes interessiert sind, tun sie doch alles, um einem den Genuß zu verleiden.  

Das gilt auch für Musik, denn bei CDs gibt es ebenfalls diverse Tricks: Snippet war eine der hässlichsten Methoden, die es aber kaum noch gibt. Snippet meint, dass das Stück nach ca. 2 Minuten ausgeblendet wird. Das gibt es aber verständlicherweise nur bei Strophe-Refrain-Pop, vor allem beim Hip Hop. Dann gibt es noch das runterziehen der Lautstärke oder den lästigen Piepton alle paar Minuten, bei Hip Hop gerne als reingerapte Ansage: „This is a promotional copy“. 

Man ist also einiges gewohnt. Der neuste Streich in Sachen Promoschutz scheint da im ersten Moment fast schon liebevoll – etwas beängstigend fand ich ihn aber schon: Abgeleitet vom digitalen Wasserzeichen, das schlicht digital die Information gespeichert hat, welcher Journalist die Promo-CD bekommen hat und somit verrät, wer sie eventuell gebrannt und weiterverschenkt hat, kommt das neue Ding. Beim aktuellen Album des Leftfield-Hip Hoppers Aesop Rock rapt ihm andauernd jemand ins Gehege und sagt: „This Promotionalcopy belongs to Christian Meyer“. Bin beim ersten Mal richtig erschrocken: Der meint ja mich! Könnte man nett finden, dass die meinen Besitz schützen wollen: Aus dem klassischen „Dieses Buch gehört…“ wird „Das ist Meyers CD, wenn Du die klaust – wir kriegen Dich und jagen Dich um den halben Erdball“. Nee,  ich glaube die wollen eher mich um den halben Erdball jagen, wenn ich eine Kopie meinem besten Kumpel brennen würde. Aber das hab ich ja glücklicherweise eh nicht vor.