Orchestra Baoabab (Konzert, 6.12.2007, Stadtgarten, Köln)

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Experimente in Worldmusic! Ich nähere mich nach Konono No. 1 und Bassekou Kouyate langsam der klassischen Worldmusic-Szene an. Wobei ich diesen Begriff ja gar nicht mag, weil er einerseits Maßlos eurozentristisch ist  …

und andererseits null Aussagekraft hat. Abgesehen von einem recht typischen Publikum, wie ich beim Orchestra Baobab erfahren durfte.
Brechend voll war es – schon mal ein Indiz dafür, dass ich mich langsam vom Rand ins Zentrum der Szene bewege. Das senegalesische Orchestra Baaobab gibt es bereits seit 1970. 1987 trennte man sich nach 20 Alben, seit 2001 spielt man wieder zusammen.
Orchestra Baobab spielen einen mit Bläsern durchsetzte Afro-Cubanische Rhythmen, wie man es von der Westküste Afrikas kennt, wo der kulturelle Feedback zwischen Afrika und Karibik voll zum tragen kommt. Wenn man die fröhlich-lockere Komponente der Musik nicht immer schätzt, hat man mitunter seine Probleme damit. Der Hype um kubanische Musik hat dem Ochestra aber sicherlich auch Auftrieb gegeben. Der eher afrikanische Anteil der Musik, gekreuzt mit Funkelementen, ist dann auch live für mich der beseeltere Moment. Wenn neben mir Leute mitklatschen, wird mir ganz mulmig. Dann lieber ein wenig Melancholie, wie man sie aus Mali kennt. Das hat das Orchestra natürlich auch zu bieten. Und ein besonderes Highlight sind ihre versteckten Ska-Rhythmen, die tatsächlich sehr mitreißend sind. Insgesamt ein gutes Konzert, weil die Band Spielfreude zeigt. Die Balladen waren kleine Downer und das Publikum war mir (in meiner mir eigenen Arroganz) bis zum Schluss etwas suspekt. Bei den Fans des rotzigen Sounds von Konono fühlte ich mich wohler.        

4 Antworten auf „Orchestra Baoabab (Konzert, 6.12.2007, Stadtgarten, Köln)“

  1. fanzinierend.
    :)
    wie eurozentrisch muss man eigentlich sein, um den Begriff Worldmusic eurozentrisch finden zu können?

  2. Wenn man eurozentrisch ist, definiert man den Brei, der einen direkt hier, in der westlichen Welt, umgibt, aus in Pop, Rock, Techno etc. und nennt den Restbrei einfach Restbrei, weil dort das Interesse zur Ausfdifferenzierung nachlässt. ‚Restbrei‘ bzw. Weltmusik sind daher imho eurozentrische Begriffe.

  3. na gut, wenn der Begriff Worldmusic tatsächlich Europäisches strikt exkludiert ist dagegen schwer argumentieren.
    Die Unterteilung in West und Rest hat sogar was.
    Aber irgendwie bleibe ich dabei: mein Opa zum Beispiel, der war wirklich eurozentrisch, und der hätte sicherlich nicht von worldmusic gesprochen.
    Vielleicht emergiert ein Begriff wie worldmusic gerade am Übergang von der euro- zur weltzentrischen Selbstwahrnehmung der Welt…

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