„Chansons D’Amour“ von Xavier Giannoli

Der alternde Chansonier Alain Moreau singt in wenig glamourösen Tanzsälen. Routine-Engagements bestimmen sein Leben. Da lernt er die junge Marion kennen und verliebt sich in sie.
Gérard Depardieu war in den letzten Jahren nicht gerade der überzeugendste Grund für einen Kinobesuch…
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(Bundesstart: 8.1.07)

Zuerst erschienen in choices 01/07

„Babel“ von Alejandro González Iñárritu

Im Jammertal

Der Meister der verschachtelten Erzählstränge hat mit Babel einmal mehr sein handwerkliches Können unter Beweis gestellt. Gutes Handwerk alleine würde Babel aber nicht zu dem ergreifenden Film machen, der er ist – da ist mehr…
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(Bundesstart: 21.12.06)

Zuerst erschienen in choices 12/06

„Princesas“ von Fernando León de Aranoa

Ohne Voyeurismus

Regisseur Fernando León de Aranoa sorgte vor drei Jahren mit „Montags in der Sonne“ für einen Überraschungserfolg. Die Geschichte um eine handvoll Freunde, die in einer spanischen Küstenstadt mit dem Schicksal der Langzeitarbeitslosigkeit zurecht kommen müssen, vereinte unsentimentalen Realismus mit einfühlsamem Humor. Mit seinem neuen Film „Princesas“ führt Aranoa diese Linie souverän fort…
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(Bundesstart: 4.1.2007)

Zuerst erschienen in choices 01/07

„Departed – Unter Feinden“ von Martin Scorsese

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273 x ****

Der junge Polizist Billy Costigan soll sich bei dem Unterweltboss Costello einschleichen. Der hat mit Colin Sullivan aber schon längst einen seiner Leute bei der Polizei eingeschleust. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel.

Es ist eine ganz schlechte Angewohnheit Hollywoods, zu meinen, gute nicht-amerikanische Filme müsse man unbedingt in die eigenen Sprachen – also englisch und hollywoodianisch – übersetzen. Eine dumme Idee, die seit den 90er Jahren vor allem skandinavische und asiatische Filme trifft. Besser werden sie dadurch selten. Nur dem amerikanischen Publikum wird erspart, sich auf andere Kulturen einzustellen …

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(Bundesstart: 7.12.2006)

zuerst erschienen in choices 12/06

Aki Kaurismäki: Lichter der Vorstadt

Der Mann ohne Zukunft

Koistinen ist ein Außenseiter. Von seinen Kollegen wird er gemieden, sein einziger sozialer Kontakt ist der Smalltalk mit Aila, der Frau von der Imbissbude. Als er Mirja kennen lernt, akzeptiert er sein Glück genau so selbstverständlich wie kurz darauf sein Unglück…
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(Bundesstart: 21.12.06)

Zuerst erschienen in choices 12/06

„Jackass 2“ von Jeff Tremaine

Es ist ein wenig kompliziert, eine Filmkritik zu schreiben über etwas, das im landläufigen Sinn kein Film ist. Belichtetes Filmmaterial, das schon. Aber eine Handlung, eine Geschichte, Dramaturgie und andere, spezifisch filmische Mittel werden schlicht und ergreifend ignoriert…
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(Bundesstart: 30.11.2006)

Zuerst erschienen in Filmstart 11/06

„Borat“ von Larry Charles & Sascha Baron Cohen

Der kasachische Journalist Borat Sagdiyev reist in die USA, um Kultur und Volk näher kennen zu lernen und die Erfahrungen nutzbringend für das eigene Volk zu verwerten. Der Abgesandte Kasachstans ist – das merkt man schnell – ein höchst charmanter und liebenswerter Rassist und Sexist…
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(Bundesstart: 2.11.06)

Zuerst erschienen in choices 11/06

„Montag kommen die Fenster“ von Ulrich Köhler (Interview)

Nach seinem Erstling „Bungalow“ erzählt Ulrich Köhler auch in seinem neuen Film wieder von Gefühlen der Entfremdung in der Mittelschicht. Nina verlässt sprachlos das Eigenheim und bleibt auch im Rest des Films sprachlos. Ohne ausgesprochenen Grund und ohne erkennbares Ziel flüchtet sie. Im Ferienhaus der Eltern trifft sie auf ihren Bruder, und flüchtet auch dort wieder. In einem klotzigen Großhotel schleicht sie somnanbulistisch durch die Gänge, trifft auf einen abgehalfterten Tennisstar (gespielt von der Tennislegende Ilie Năstase) und landet schließlich wieder bei ihrer Familie. Eine Lösung gibt es nicht. Ernüchternd und in ebenso nüchternen, wenn auch wohl gestalteten Bildern folgt Köhler seiner Protagonistin. Die innere Leere der Protagonistin überträgt er mit seiner Distanziertheit auf die Zuschauer.

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INTERVIEW MIT ULRICH KÖHLER:
Es ist einige Zeit vergangen seit „Bungalow“. Warum dauerte es bis zum zweiten Kinofilm so lange? …

„„Montag kommen die Fenster“ von Ulrich Köhler (Interview)“ weiterlesen

„Sehnsucht“ von Valeska Grisebach (Interview)

Markus und Ella sind seit ihrer Kindheit ein Paar. In ihrer dörflichen Umgebung genügen sich die beiden. Als Markus bei einer Dienstreise eine andere Frau kennen lernt, gerät sein Leben aus den Fugen.

Was für ein Filmtitel! „Ein Liebesfilm“ heißt es noch, nicht minder Eindeutig, im Untertitel. So schlicht die Worte, so groß ihre Bedeutung. Das trifft auch auf den Film zu, der mit Laiendarstellern – ein Begriff, den die Regisseurin nicht sonderlich mag – in einem kleinen Dorf gedreht wurde. Die Geschichte von dem Schlosser und der Haushaltshilfe ist eine der eindringlichsten, die man seit langer Zeit im Kino sehen konnte. „Sehnsucht“ ist wieder einer jener neuen deutschen Filme, der den Figuren so nahe kommt, dass man sich als Zuschauer fast als Störenfried in deren Intimsphäre fühlt. Hier entsteht eine Tiefe der Gefühle, von der Regisseure von Hochglanz-Melodramen nur träumen können. Und das Ende dieses wunderbaren Films ist schier unglaublich.

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INTERVIEW MIT VALESKA GRIESEBACK:
Inwiefern unterscheidet sich die Zusammenarbeit mit Laien von der mit professionellen Schauspielern?

„„Sehnsucht“ von Valeska Grisebach (Interview)“ weiterlesen

Das digitale Kino – Was wird sich ändern?

Digital ist fast überall – auch beim Film. Nur der klassische Kinobetrieb läuft fast immer noch wie vor hundert Jahren mittels fotochemischen Films und eines herkömmlichen Projektors ab. Doch das digitale Kino kommt und das Gerangel um die besten Plätze ist im vollen Gang…
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Zuerst erschienen in Filmstart 7/06

„Kippenberger – Der Film“ von Jörg Kobel

Alleine der Titel könnte schon vom Künstler selbst stammen. Martin Kippenberger hatte durchaus etwas übrig für billigen Humor und tief fliegende Witze – mit dem Filmtitel an eine Ebene anzudocken, die man vielleicht bei „Otto – Der Film“ erwartet, passt durchaus ins Programm des Künstlers. „Krieg böse“ lautet der Titel eines Bildes aus dem Jahre 1983, 1990 kalauert er schmerzhaft: „Was ist der Unterschied zwischen Casanova und Jesus: Der Gesichtsausdruck beim Nageln“. Gerne also auch geschmacklos, oft um die Ecke, beißend sozialkritisch. Das wilde Leben dazu führte er Atemlos. „Dieses Leben kann nicht die Ausrede für das nächste sein“. So gab er in diesem alles, bis er 1997 nichts mehr geben konnte und am Raubbau seines Körpers zugrunde ging.

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Der Film von Jörg Kobel versucht an Hand einiger Kommentare von Freunden und Bewunderern ein Bild von Kippenbergers Leben zu erstellen. Interviews mit seiner Galeristin Gisela Capitain, dem Direktor des Museum Ludwig, Kasper König (an Weiberfastnacht in Köln im Sträflingskostüm interviewt – das hätte auch Kippenberger gefallen), dem Popkulturkritiker Diedrich Diederichsen oder dem Kippenberger-Fan Christoph Schlingensief neben seiner letzten Lebensgefährtin, seinem besten Freund oder seinen beiden Schwestern lassen einen zwar wilden, provokanten und bissigen Menschen erkennen, ebenso aber auch eine sensible und empfindsame Person, die sicherlich besser austeilen konnte, als sie fähig war, Kritik einzustecken.

Die Interview-Beiträge sind nicht immer auf den Punkt gebracht, scheinen oft spontan, ohne große Vorbereitung entstanden zu sein. Das entspricht einerseits vielleicht der hastigen Produktivität Kippenbergers, lässt aber hier und da auch etwas Stringenz vermissen. Die Bedeutung für die Kunstwelt, dieselbe vor allem aus ihrer betulichen Selbstbezogenheit zu zerren, schimmert – vor allem durch Diederichsens ‚Kompaktseminar’ – trotzdem durch.
(Bundesstart: 15.6.2006)

Zuerst erschienen in Filmstart 06/06

New Hollywood – Next Generation

Das übermächtige Hollywood-System der großen Studios ist dick und träge. Erfolgsrezepte werden hier gerne besonders lange tot geritten. Kein Wunder also, dass nun wieder kleineren Filmen, die Anderes wagen, mehr Erfolg zuteil wird.
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Zuerst erschienen in Filmstart 04/06

„Aus der Ferne“ von Thomas Arslan

„Eine Reise durch die Türkei“ lautet schlicht der Untertitel von Thomas Arslans neuem Film, und genau so schlicht ist der Film selbst. Es ist ein ruhiger Film, und er ist sehr offen angelegt.
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(Bundesstart: ??.??.2006)

Zuerst erschienen in choices 04/06

Melvins – Salad of a thousand Delights (DVD)

Ein Konzert mit kleiner, aber wüster Clubatmosphäre: permanent tummeln sich Leute auf der Bühne, stagediven, wenn sie es schaffen, bevor sie vom Bassisten erwischt werden.

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Oder umgekehrt: direkt beim ersten Stück landet Joe Preston im Publikum, seinen Bass findet er erst am Ende des Stücks wieder. So war das 1991 in Olympia, südlich von Seattle. Die Melvins spielen ihren superben Stopp-and-Go-Doom-Hardcore-Metal abgeklärt, der Film ist in diesem Rahmen zwar relativ aufwändig mit mehreren Kameras gemacht, insgesamt aber doch eine sehr punkige Angelegenheit. Als Bonus gibt es noch ulkige Frühstaufnahmen von 1983 – da war sogar King Buzzo noch jung!
(MVD)

Bob Gruen/Nadya Beck: New York Dolls – All Dolled up (DVD)

Anfang der 70er Jahre drang durch sie der New Yorker Underground kurz an die Oberfläche: musikalisch durch harte Bands wie MC5 begünstigt, drogenmäßig am Puls der Zeit, also auf Heroin, im Transvestiten-Style von den ‚Superstars’ aus Warhols Factory, aber auch eingekleidet von Malcolm McLaren, der hier schon mal seine Hakenkreuz-Provokationen für die Sex Pistols, für die die Dolls sicherlich auch musikalisch bedeutsam waren, ausprobieren konnte, bespielten sie in der ersten Hälfte der 70er die Clubs der Großstädte.

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Bob Gruen und Nadya Beck haben sie damals drei Jahre lang begleitet und Gefilmt – auf der Bühne, Backstage, in Hotels und beim Abhängen – und nun eine Impression daraus geformt. Kommentare gibt es während der Slide-Show als Bonus.
(MVD)