Ein Forum für abwegigen Humor:
Der Zeichner Leo Leowald im Kampf mit dem Alltag
Wenn man den Zeichner Leo Leowald über seine Jugend reden hört, erscheint sein Werdegang zum Zeichner fast zwingend. 1967 in Gummersbach geboren, bezeichnet er sich als einen Jungen, der „auf dem Bolzplatz nicht der Held“ war und die Gymnasialzeit in „innerer Isolation“ verbrachte …
Für ihn war das eine soziale Inkompetenz, aus der das Zeichnen herausgeholfen hat. „Zeichnen ist eine Art zu kommunizieren, für Leute, die eigentlich ganz gerne den Tag zu Hause verbringen. Das birgt natürlich auch komisches Potential“, meint Leowald. So sind die Comic-Geschichten und Cartoons von Leowald häufig autobiografisch geprägt, verhandeln das eigene Interesse an Popkultur, vor allem Popmusik, und die häufig damit einhergehende Gegenstandsfixierung: Schallplatten, Comics – nerdiger Jungskram eben. Selbstironisch überhöht wird das Thema in einer Geschichte um einen Vinyljunkie, der ‚heldenhaft’ der Einführung der CD widersteht („Ich bin Legende“; Zwar Nr.1).
Leowald, der zunächst in Offenbach „Visuelle Kommunikation“ studierte und 1997 nach Köln übersiedelte, steht der Tradition des Bildwitzes näher als dem klassischen Comic-Album mit längeren Geschichten. Mit seinem schnellen, krakeligen Zeichenstil, scheinbar unkontrollierten Handlungsverläufen und einem etwas abwegigen Humor kann man Parallelen zu Katz & Goldt, vor allem aber zum Berliner Comic Underground – beispielsweise den Zeichnern Fil oder OL – ausmachen. „Ich mag merkwürdigem Humor, über den nur manche lachen, mit totalen Schrottzeichnungen“, sagt der 37-Jährige. Und so sind die gelungensten Arbeiten die, die recht naiv aus einer „spontanen Eingebung“ heraus entstehen. „Ich versuche mich selbst zu überrumpeln, wie bei einem Versprecher oder einen Kurzschluss“.
Zuletzt sind so die ersten beiden Ausgaben des Comicheftes „Zwar“ im Eigenverlag entstanden, die den Charakter eines Sudelbuches mit spontanen Einträgen vermitteln. Daneben arbeitet er mit dem spannenden Düsseldorfer Comic-Kollektiv „Herrensahne“ zusammen. Seit einiger Zeit konzentriert er sich allerdings auf seine „Zwarwald“-Arbeiten auf der eigenen Webseite. Dort veröffentlicht er täglich einen neuen Strip. „Mit „Zwarwald“ bemühe ich mich darum, ein Forum zu schaffen, das frei zugänglich ist, und möchte das dann auch von Zwängen, z.B. durch Werbung, frei halten“, so Leowald. Die Sehnsucht nach dem alten Kinderzimmertraum vom Zeichnen ohne Fremdbestimmung greift der Strip „Wetten dass…“ auf: das zwanghafte Zeichnen des täglichen Strips wird durchkreuzt von den äußeren Zwängen des medialen Tamtams.
Doch ohne das verdient man damit kaum Geld. „Man hat es in Deutschland sehr schwer als Comic-Zeichner. Als Illustrator verdiene ich Geld, die Comics laufen so neben her“. Das überschneide sich teilweise, aber er versuche das Zeichnen ein bisschen vom Beruf zu trennen. „Ich betrachte es nicht nur als Hobby, aber möchte die Comics auch nicht nur unter dem Aspekt der Anwendung sehen. Illustrationen, etwa für Broschüren, Plattencover, Webseiten oder Zeitungen (SPEX, Stadt-Revue, taz-Köln), sind meist Auftragsarbeiten. Und selbst wenn jemand sagt, ‚wir wollen so etwas typisch Leowald-mäßiges haben’, steckt immer eine Vorgabe dahinter – sei es der Formatzwang oder eine vorgegeben Zielgruppe. Das versuche ich bei Comics zu vermeiden.“ Mit „Zwarwald“ entzieht sich Leowald bislang erfolgreich jeglicher Fremdbestimmung.
(Zuerst erschienen in taz-NRW, 21.12.2004)
Nachtrag: Inzwischen (Oktober 2006) ist mit „Elementartierchen“ das erste Album zum Zwarwald bei Reprodukt erschienen, gerade (März 2008) auch der Kinderanteil des Zwarwalds beim gleichen Verlag mit „Raues Sitten“ zusammengefasst.



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