Hanco Kolk: Club Paradise

Der niederländische Comic-Künstler und Illustrator Hanco Kolk ist vor allem durch seine franco-belgischen Funnies bekannt. Und in der ersten Hälfte der 90er Jahre wurde er bereits mit zahlreichen Preisen überhäuft. Doch von all dem weiß man als deutschsprachiger Comicfan – des Niederländischen nicht mächtig – wenig. Auf Deutsch sind von ihm bislang nämlich nur die ersten beiden Alben seiner Mini-Serie „Meccano“ erschienen. Und die zeigen ein ganz anderes Bild des Zeichners: kunstvolle Abstraktionen mit abgründigen Untertönen erwarten hier den Leser.

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Diesem Stil entspricht auch Kolks neues Werk, das auf Englisch erscheinende Album „Club Paradise“. War es bei „Meccano“ vor allem der Zeichenstil, der Aufmerksamkeit erregte, ist es bei „Club Paradise“ das Konzept. Die Story spielt sich nur auf den rechten Seiten des Heftes ab: Ein Zeichner – offensichtlich Kolk selbst – reist in die USA, um neue Erwerbsmöglichkeiten aufzutun. Schlechtes Timing, wie er selbst bemerkt, denn es ist Mitte Oktober 2001, und die Stadt liegt noch im Terror-Trauma. Da ist mit gezeichneten Gags nicht gut Geld verdienen. Also hängt er in Cafés und Bars rum, beobachtet die Leute, macht Skizzen, landet schließlich in einem Strip-Club, macht auch dort Skizzen, recherchiert unter den Tänzerinnen für eine Story und kommt so schließlich zu dem vorliegenden Album.
Kolk erzählt – wie gesagt: nur auf den rechten Seiten –die Geschichte in lakonischen und selbstironischen Texten und Bildern ohne Rahmung. Mal sind zwei bis drei kleinere Zeichnungen locker auf einer Seite angeordnet, mal nur eine einzige. Die Comic-Strip artigen Figuren sind stark stilisiert und in nur wenigen, stark konturierenden Strichen angedeutet. Dahinter liegen jeweils größere, sich teilweise über die gesamte Seite erstreckende farbige Skizzen in raschen, groben Strichen, die als die Skizzen des Protagonisten zu deuten sind. Dadurch erfährt die Erzählung eine atmosphärische Ergänzung, die die Geschichte aus der Comic-Strip-Ästhetik heraushebt. Dass auf der jeweils linken Seite des Albums zudem eine große Zeichnung von je einer der Tänzerinnen des Titel gebenden Clubs zu sehen ist (Picasso überdeutlich als großes Vorbild), ergänzt die kurzweilige Geschichte um eine Katalog ähnliche Bildersammlung.
(Oog en Blik Editions, Farbe u. S/W, Softcover, 56 Seiten, 19,95 €)

Zuerst erschienen in Strapazin # 79, 6/05