The Nova Dream Sequence: Interpretations – A King Britt Project

 Nova Dream Sequence.jpg

King Britts Hommage an die Erfinder von Techno

Für so einen wie King Britt gibt es im Deutschen schöne Ausdrücke: Tausendsassa etwa, oder noch illustrativer: Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Die Gassen des King Britt reichen von der HipHop-Road über die House-Street zur Techno-Alley. Letzteres ist sein jüngstes, eher untypisches Operationsgebiet.

Der aus Philadelphia stammende DJ und Produzent steht eigentlich vor allem für einen Sound zwischen HipHop, House, Soul und Funk. Angefangen hat er in den frühen 90er Jahren, als er zusammen mit seinem Freund Josh Wink Platten veröffentlichte und 1993 als E-Culture mit „Tribal Confusion“ sogar einen weltweiten Hit hatte. Für die inzwischen legendäre, jazzige HipHop-Formation Digable Planets war er außerdem zwei Jahre lang als Live-DJ unterwegs. Zuletzt erschien vor drei Jahren sein viel gefeiertes HipHop-Album „Adventures in Lo-Fi“. Und nun also Techno.

„The Nova Dream Sequence (Interpretations)“ riecht ein wenig – wie so gerne bei King Britt – nach Konzeptalbum. Alleine die Titel machen das schon klar: Dream 1 bis 15 findet man hier. Aber keine Angst. Es ist kein Ambient-Trance-Walgesänge-Trip, auf dem Britt hier wandelt. Vielmehr regiert ein knackiger 4/4-Beat, und auch die an- und abschellenden Sounds haben einige Kanten aufzuweisen. „Dream“ heißen die Stücke, weil sie angeblich Vertonungen und Interpretationen von Britts Träumen sind. Und auch musikalisch weisen sie durch ihren wogenden Aufbau trotz aller Stringenz und Schärfe eine verträumte, warme Qualität auf. Musikalisch rekuriert King Britt, der neben seiner Liebe für Soul, Funk und HipHop auch eine lange gehegte Vorliebe für elektronische Musik – von Kraftwerk zu Techno – hat, eindeutig auf Detroit und den dort entstandenen, stoisch maschinellen Maschinensound und Black Music vereinenden Techno. Derrick May, erklärtermaßen ein großes Vorbild für den Mann aus Philadelphia, darf dann auch gleich die Platte auf dem Frontcover mit seinen lobenden Worten schmücken. Und der Münchner Michael Reinboth darf sich freuen, das Werk auf seinem Compost Label veröffentlichen zu dürfen.
(Compost, VÖ: 30.6.06)

zuerst erschienen in Kölner Illustrierte 07/06