c/o-Pop die Zweite: Ich könnte glatt nochmal schreiben „Mann habe ich mich darauf gefreut!“ Es ging aber dieses Mal ganz anders aus als bei den Battles …
Nachdem ich am Vortag Uffie verpasst hatte, weils brechend voll war, dass sogar Leute mit Karte drauße bleiben mussten (übrigens spielte sie wohl ca. 18 Minuten, bevor sie ängstlich von der Bühne stürzte weil die überforderten Ordner mit den Stagedivern nicht klar kamen), war ich für M.I.A. überpünktlich. Das bescherte mir gut zwei Stunden allerlustigste New Rave Erlebnisse. Rave habe ich ja Dank meines märchenhaften Alters noch in Echtzeit erlebt, aber ich muss ja zugeben, dass sich meine New Rave-Erfahrungen bislang aufs Zeitschriften lesen erschöpften. Hier also in echt: Neonfarbene Klamotten, häßlichster 80er Jahre Fummel und Leuchtstäbe. Sehr amüsant anzuschauen, und untermalt wurde das Ganze vom Old-School Set der Berliner Sick Girls, die Platten auflegten, die 100%ig nach 1988-1992 klangen, aber – wer weiß – vielleicht teilweise auch neu waren.
Und dann: M.I.A. kommt im goldenen Anzug mit Armeemütze und Blümchen daran – der Style irgendwo zwischen Salt’n’Pepa und Mr. President. Dann läßt sie ihre Mischung aus new-school Hip Hop, Bhangra, Favela Booty Beats und Grime auf die Feierfreudigen los: Kantig, tribalistisch, militant und dennoch verspielt. Das Ravehorn darf nicht fehlen, Schüsse und Fanfaren ebenso wenig. Dabei wirkt M.I.A. nicht im geringsten großspurig oder arrogant, wie man es nach dem Erfolg ihrer ersten Platte „Arular“ hätte befürchten können, sondern springt über die Bühne, klettert sogar über den Thresen quer durchs Publikum, das inzwischen kollektiv ausrastet, und holt kurz vor Schluss – schon wieder eine Schrecksekunde für die Ordner – das Publikum auf die Bühne. Kollektiver Glückstaumel, und nicht nur die Hits von „Arular“ werden gefeiert, sondern auch die neuen rauen Stücke des zu der Zeit noch unveröffentlichten zweiten Albums „Kala“ (Rezension folgt jetzt da)!
Ich hab’s mir danach noch richtig geben wollen und mit britischem Jetzt-Sound weitergemacht – ist schließlich nur einmal im Jahr c/o-Pop: Meine erste echte Dubstep-Party mit original Engländern! Digital Mystikz zeigen mir endlich mal, wie Dubstep, der – gehört in den eigenen vier Wänden – eher zum cool abhängen animiert, eine Party rocken kann. Bin zwar trotzdem fast eingeschlafen, aber das lag tatsächlich an meiner inzwischen desolaten Konstitution. Bin halt nichts mehr gewöhnt und Dubstep-Tanztee hat hier leider noch niemand erfunden. Für alle, die einen kleinen Dubstep-Tipp zu schätzen wissen: „Dubstep Allstars Vol. 5“, gemischt von DJ N-Type und auf Tempa erschienen, kommt dem Party-Erlebnis recht nahe. Und es funktioniert wider Erwarten auch ohne kiffen …
Keine Sorge. Bei UFFIE hast Du gar nichts verpasst. War ganz schön öde, dieser neue heiße Scheiß. Bis zum nächsten Tanztee!