Über das grandiose Konzert von M.I.A. habe ich mich ja bereits ausgelassen – jetzt komme ich mal zum Studioprodukt … schon falsch! Die zweite CD von M.I.A. klingt nämlich genau danach nicht, …
sondern wie ein Trip durch die Straßen dieser (dritten) Welt, wie Field-Recordings von indischen, karibischen oder lateinamerikanischen Rhythmen. M.I.A. ist tatsächlich durch die halbe Welt gereist, um Percussions aufzunehmen. Aber natürlich klingt das Ganze dann doch wieder nach Studio (wo sie vor allem wieder zusammen mit Switch, mal mit Diplo und einmal auch mit Timbaland saß) mit fetten, elektronischen Beats und Bässen, gleichermaßen nach Dancehall, Bhangra, Baile Funk, Grime und Hip Hop. Ethno-Romantik lässt M.I.A. nicht aufkommen. Für so etwas ist die für ihren Erstling „Arular“ gefeierte Musikerin aus London (gebürtige Tamilin aus Sri Lanka und Tochter eines tamilischen Untergrundkämpfers in Sri Lanka – soviel wahrscheinlich schon bekannter Hintergrund muss hier noch mal kolportiert werden) zu Intelligent und politisch Bewusst. Statt Romantik gibt es im Gegenteil kriegerischen Sound: Zuerst im Opener nur aufheulende Motoren, dann Fanfaren, Schüsse, tribalistische Rhythmen und kantige Beats, und schließlich obendrauf natürlich M.I.A.s keck rotzige Raps, die Slogans und Parolen für die Unsichtbaren dieser Welt skandieren. So rotzig wie ihr Grafik-Design-Trash auf Cover und Booklet, der wie die Musik gleichermaßen mit Macho-Klischees, Gang-Style, Militanz und etwas betont schlechtem, prolligem Geschmack spielt. Auf eine Art, die sowohl cool aussieht als auch großartig klingt und nach dem erfolgreichen „Arular“ nicht die befürchtete Wiederholung ist, sondern eine Rauheit an den Tag legt („Boyz“), die gleichermaßen Hirn und Hintern kickt und schlicht umwerfend ist. Vielleicht schon das Album des Jahres!
3 Antworten auf „M.I.A.: Kala“
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