Endlich wieder ein ordentlicher Selbstjustiz-Thriller. Und dazu noch einer, der scheinbar intelligent die Problematik des Themas einbaut. Aber am Ende dann doch zum Schluss kommt, dass es ok ist, den Kampf für die Gerechtigkeit in die eigene Hand zu nehmen! Wie bitte? …
Tja, der neue Film von Neil Jordan, in der Hauptrolle besetzt mit Jodie Foster, entlässt den halbwegs vernünftigen Zuschauer tatsächlich mit offenem Mund – staunend ob des gebotenen Endes. Doch zurück zum Anfang: Erica Bain ist Radiomoderatorin und glücklich mit David verlobt. Einen brutalen Überfall im Central Park überlebt sie schwerverletzt – ihr Freund stirbt (und der gemeinsame Hund wird zu allem Übel entführt). Es dauert eine Zeit, bis sie wieder zurück ins Leben findet. Eine Pistole hilft ihr schließlich dabei.
Es ist eine 9mm, und das ist nicht der einzige Unterschied zu Abel Ferraras Rachefantasie „Ms. 45“ von 1981, in der nach einer Vergewaltigung eine Frau mit einer 45er Männer mordend durch das fiese New York der frühen 80er Jahre zieht. Bei Neil Jordan wird ebenfalls das Glück der Unschuldigen auf grausamste Art zerstört, um den Rachefeldzug zu legitimieren. Und er geht ebenfalls nicht so plump vor wie irgendwelche Macho-Selbstermächtigungs-Actionknaller. Der innere Zweifel der Protagonistin ist stets Thema, ihr langsamer Wandel zum Racheengel nachvollziehbar in halluzinogenen Kamerafahrten eingefangen. Und sogar die simpelste Problematik des Themas – das alles falsch laufen und schief gehen kann, wenn ein einzelner zwar gut-meinend (das alleine ist schon eine problematische Formulierung im Rahmen von Gerechtigkeit und Justiz), aber unkontrolliert Gerechtigkeit ausüben will – wird angesprochen. Das ganze ist mit stark psychologiseirender Figurenzeichnung und im ansprechenden, wenn auch altmodischen Stil eines Großstadtthrillers der 70er inszeniert. Und bis kurz vor Ende des Films glaubt man, es muss enden, wie es enden muss. Bei Ferrara gibt es einen psychedelischen Showdown, dem natürlich auch der Racheengel zum Opfer fällt.
Das sehen Jordan und Foster aber in einem zum bedrohlichen Moloch stilisierten New York (obwohl andauernd zu hören ist, das es inzwischen die sicherste Millionenstadt der Welt ist) wohl anders: Der frustrierte Polizist hilft Foster bei ihrem Feldzug und deckt sie anschließend. Bei Neil Jordan gibt es ein Happy End mit wiedergefundenem Hund! Trotz aller Qualitäten – eine Katastrophe, der Film …
(Bundesstart: 27.9.2007)