Arbouretum, Beach House (Konzert, 6.11.2007, Tsunami, Köln)

„Rites of Uncouvering“, das letzte Album von Arbouretum, im Frühjahr bei Thrill Jockey erschienen, hat Karl Bruckmaier als bestes Rockalbum der letzten zehn Jahre bezeichnet. Gewagt und wohl auch etwas übertrieben, diese Einschätzung. Aber Dank eines Geburtstagsgeschenks konnte ich mich davon überzeugen, dass das Album zumindest außergewöhnlich gut ist. Allemal ein Grund zum Konzert zu gehen …

Beach House, die mir unbekannte Vorband, überzeugen mich in dem recht leeren Club mit den ersten Tönen: Getragene Orgelklänge, eine zarte Gitarre und ätherischer Gesang – das klingt alles nicht wahnsinnig aufregend. Die psychedelische Komponente und der Sixties-Einschlag lassen aber angenehm an Mazzy Star denken, die Gitarrenschlieren zuweilen auch an My Bloody Valentine. Schöne Melodien, wehmütig, guter Gesamtsound des gemischten Duos. Dann kommen Arbouretum auf die Bühne. Jetzt ist es komischerweise noch leerer – ungefähr 25 bis 30 Leute drücken sich an die Wände. Ein etwas trauriges Bild, von dem sich die neue Band von Dave Heumann, der zuvor Papa M und Anomoanon gemacht hat und auch in Will Oldhams Band mitspielte, nicht beeindrucken lässt. Heumann sieht nicht nur wahnsinnig cool aus mit seiner rausgewachsenen Frisur und seinem Vollbart, die Musik ist auch stellenweise extrem abgeklärt: Im Opener zeigt Heumann gleich seinen für einen Amerikaner ungewöhnlichen Bezug auf britischen Folkrock. Die Melodielinie ist ganz klar dort zu verorten. Die Gitarrenarbeit jedoch nistet sich im Folgenden zwischen amerikanischen Folk-Rock Varianten – vor allem der von Grateful Dead – und schwerem Stonerrock ein. So gibt es anrührende melancholische Parts ebenso wie obercoolen Wüstenrock oder infernalischen Noise. Das mag dann nicht zu dem kleinen feinen Club passen, sondern eher ins Stadion gehören. Aber – wie gesagt – das kümmert Arbouretum wenig. Ich habe lange nicht mehr ein so tolles Konzert gesehen, das vor so unpassender, weil viel zu kleiner Kulisse stattfand. Ungerechte Welt! Aber, Arbouretum, Deine Zeit wird kommen. Jeder, der das letzte Album gehört hat, ist vollends begeistert. Es haben bislang eben nur zuwenige gehört …       

    

Eine Antwort auf „Arbouretum, Beach House (Konzert, 6.11.2007, Tsunami, Köln)“

  1. Pingback: » CDs des Jahres

Kommentare sind geschlossen.