So So Modern (Konzert, 9.1.2008, Tsunami, Köln)

Sie kommen von weit her, um im kleinen gemütlichen Kellerclub Tsunami ihre wilde Show abzuliefern. Aus Kandallah, Neuseeland, um genau zu sein …

Daher musste auch kurzfristig eine Lokalband als Vorgruppe einspringen: Die Weitgereisten hatten kein Schlagzeug dabei. Nach der Vorband, die ihre wöchentliche Probe einfach ins Tsunami verlegt hatte und danach netterweise das Schlagzeug stehen ließ, kamen die Jungspunde So So Modern in ihren grotesken self-made Anzügen auf die Bühne: Weiße Kapuzenanzüge, die ebenso an Devo wie an Chicks on Speed erinnern. Darin stecken ziemlich junge und sehr euphorische Menschen mit offensichtlichem ADHS-Syndrom. Das äußert sich sowohl in körperlichem Überschwang als auch in ihrer Musik. Die ist nämlich sowas von wechselhaft, brüchig, galoppierend – im positivsten Sinn – das man bestimmt nicht nur beim spielen seine Schwierigkeiten bekommen kann, sondern alleine beim bloßen zuhören. Eine New Wave-Zickigkeit, die sich im abgehakten, schrillen Gitarrensound, Synthie-Gefiepse und beim Gesang zeigt. Bei So So Modern wechseln aber nicht nur die Parts sehr schnell, sondern sie wechseln meist gleich die komplette Stimmungslage: Von euphorischen Popmomenten über Noiseausbrüche zu spacigen Auswüchsen. Und live wechseln sie auch mal das ganze Referenzsystem. Auf New Wave beziehen sie sich dann nämlich ebenso wie auf hippieseke Musikformen, die durch eine 60’s-Orgel heftig assoziiert werden, ohne bei Blondie zu landen. Außerdem wird Funk hier groß geschrieben und bildet das verbindende Element zwischen New Wave und Sixties-Sound. Letzteres lässt dem Publikum immer wieder kleine Verschnaufspausen. Das war auf den Orkan allerdings vorbereitet, hatten nicht wenige der Anwesenden die Band kurz zuvor als Vorband von Robocop Kraus gesehen (So So Modern touren seit Ende September in Europa und haben sich so eine stetig wachsende Fangemeinde erarbeitet. Der Umzug nach London oder Berlin ist also nur noch eine Frage der Zeit). Die Luftballons der Band wurden also mit Konfetti gekontert. Tja, wenn der Kölner Karneval mit solcher Musik aufwarten würde, könnte man mich vielleicht doch noch bekehren …       

Dank für die Fotos an Stefan Schmidt