„Als die Welt noch unterging. Von Punk zu NDW“ ist nach Jürgen Teipels „Verschwende Deine Jugend“ ein weiteres Aufklärungsbuch zur deutschen New Wave Geschichte …
War letzteres Oral-History, also eine Zitatensammlung, ist das Buch von Frank Apunkt Schneider eher an Analyse interessiert. Neben detaillierten Szenebeschreibungen und maßlosen Discografien gibt es hier profunde Auseinandersetzungen mit den Strategien der so genannten Genialen Dilletanten, mit der Kassetten-Szene, der Cover-Art aber vor allem den deutschen Besonderheiten des Auf- und vor allem Abstiegs der deutschen New Wave-Bewegung, die schließlich zum Witz-Schlager mutierte. Dabei kämpft Schneider nicht nur mit einer schier überwältigenden Informationsflut (die Discografie ist tatsächlich maßlos), die sogar die kleinste Regung einer neuen Ästhetik in der Provinz aufspürt, und dafür die allgemein bekannten Figuren etwas außen vor lässt. Er reflektiert zugleich die Geschichtsschreibung mit seinen Ausgrenzungen und Festschreibungen an sich, inklusive der themenverwandten Versuche anderer Kollegen wie Teipel. Das ist mitunter etwas mühsam und wirkt auch mal etwas zwanghaft Abgrenzungsbesessen. Einen weiteren Informations-Galopp durch das gut beackerte Feld der Neubautens, Plans, Palais Schaumburgs oder Fehlfarbens hätte es aber auch nicht unbedingt gebraucht. Wertvolle Basisarbeit.
(Ventil-Verlag)