Visuell-Dokumentarisches im Netz:
Folge-Mag vs. Watch-Berlin

Felix Schwenzel alias ix von wirres.net sinniert über das neue Video-Doku-Portal Folge-Mag. Und weil er selber für Watch-Berlin kleine Dokus macht, vergleicht er naheliegenderweise beides miteinander. Und weil die beiden Ansätze so unterschiedlich sind, kommt bei dem Vergleich einiges raus …

und es entspannt sich im Kommentarbereich eine fruchtbare Diskussion mit allen Beteiligten. Ich selbst stehe da ganz auf ix Seite, der Folge-Mag Pathos vorhält, und bin auch für das schnelle, raue, fehlerhafte, auch wenn ich hier immer genau damit kämpfe, das zuzulassen. Deswegen hat Tiefkultur ja auch einen therapeutischen Nebeneffekt, liebe Leserinnen und Leser: Messlatte runterziehen, Grobes reinlassen, Fehler zulassen … klappt selten, die Selbstdisziplinierung funktioniert leider zu oft und verhindert vieles. Da das Rohe, Schnelle und auch Falsche aber insgesamt im Internet Hochkonjunktur hat, jubeln nicht wenige, wenn die Perfektion Einzug hält – in Form von Folge-Mag zum Beispiel. Da freuen sich die Kommentatoren über perfekte Kamera, Splitscreen und ähnliches. Wenn man sich aber anguckt, warum da was wie eingesetzt wird, dann kann man nachdenklich werden. Das Rimini Protokoll ist in der dreiminütigen(!) Exposition ein elegantes Nichts. Der immer wieder eingesetzte Splitt-Screen erfüllt keinerlei erzählerische Funktion, ist reines Formenspiel. Im tatsächlich schönen Axel Prahl-Interview fällt mir eines sehr unangenehm auf: Prahl ist hier öfters gitarrespielend und singend zu sehen – aber nur zu sehen! Etwas rau klingt er vielleicht. Kann ich mir bei ihm zumindest vorstellen. Vielleicht hört man deshalb den O-Ton auch an keiner Stelle, sondern nur die hübsche Nichtigkeit der Musikunterlegung vom Filmemacher, weil Prahls Darbietung den eleganten Style zerstört hätte. Merkwürdig, wo es doch um Axel Prahl geht. Aber die Inhalte werden bei Folge-Mag generell einem dominanten Stil untergeordnet, der aus Klaus Fiehes Fahrt ins Radiostudio ein cooles, kickendes Aspahltrennen macht, wo Fiehe doch gerade betont hat, dass er nicht cool ist. Dann sehe ich mir lieber ixs saloppes Wickert-Interview zum Start von Zoomer auf Watch-Berlin an: Dort stolpert er charmant, humorvoll und scheinbar planlos durchs Gelände, ist dabei aber gar nicht dumm und gänzlich unpathetisch. 
Wie sagt man doch gleich? Gut gemeint ist das Gegenteil von gut.
Ich ergänze: Gut gemacht ist das Gegenteil von gut.                

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Folge-Mag vs. Watch-Berlin“

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