F.S.K. dürften kaum neues junges Publikum akquirieren, und das alte kommt natürlich auch immer sporadischer. Es sah dann zuerst auch ganz dramatisch leer aus …
Schließlich füllte sich der Saal aber doch noch angenehm und die Stimmung war gut. Das liegt nicht zuletzt am humoristischen Aspekt der Band, der viel zu oft in der Rezeption vernachlässigt bis vergessen wird. Als F.S.K., damals noch Freiwillige Selbstkontrolle, ihre ersten Platten veröffentlichten, war gerade NDW-Hochzeit, und humorvolles Spiel mit Klischees und Standards bis hin zu Dada-Lyrik wurde beim Hörer geradezu erwartet. Mitte der 80er Jahre, als die nicht nur deutsche New Wave längst ad acta gelegt war, widmeten sich F.S.K. den produktiven Missverständnissen von kulturellen Übersetzungsleistungen: Bayerischer Musik wurde im Süden der USA nachgespürt. In den 90er und 00er Jahren wich dieses Interesse zunehmend einer Beschäftigung mit Schwarzer Musik, vor allem Techno und R’n’B. Die Zusammenarbeit mit der Detroit-Techno Legende Anthony ‚Shake‘ Shakir für das letzte Album „First Take, Then Shake“ führte zu einem Track orientierten Album, das dennoch ‚handgespielt‘ war. Auf der neuen Platte, die programmatisch „Freiwillige Selbstkontrolle“ heißt, gibt es wieder mehr Songs. Aber da der Bandname immer schon Programm war, ist hier neben einer dezenten Popigkeit natürlich auch wieder viel Reduktion und vor allem Steifheit am Werk. Diese ausgestellte Steifheit und der Wille, intellektuelle Diskures über Pop in die Musik einzubringen, stößt wohl viele Hörer ab – oder macht sie zumindest nicht an. Aber wie beispielsweise bei Godard in den 60ern ist der Humor, der darin verborgen liegt, nicht zu unterschätzen. Und die Freude, Themen aufzugreifen bei gleichzeitigem Bewusstsein für die Schieflage: Wenn z.B. 50 Jährige deutsche Musiker zusammen mit einer coolen Detroit-Technolegende Techno ’nachspielen‘ wollen, und die sagt, es klingt eher nach Polka, was F.S.K. da spielen – dann ist das lustig. Und wenn Meinecke diese Anekdote live erzählt, dann zeigt das seine selbstreflexive Souverainität.
Von den Bandkollegen wurde ihm das Vielreden zwischen den Liedern dieses Mal verboten. Schade, aber ein paar kurze Kommentaren zu den Stücken hat er sich natürlich nicht verkniffen. Ein Stück über R’n’B – Missy Elliott und Aayliah – ahmt die fetten synkopierten Beats unfett mit Kuhglocke und Drumpad nach, ein Stück über die Discoikone Sylvester hängt schlaff in der Kurve, aber entwickelt schnell eigene Qualitäten in dieser beobachtenden Selbstkontrolle – nicht nur humoristische. F.S.K. animieren nach fast 30 Jahren Bandgeschichte auch wieder zum Tanzen.
Hier noch ein sehr gutes und sympathisches Interview mit Thomas Meinecke für satt.org .