‚Deutscher Herbst‘:
DVD-Box zu RAF und BRD in den 70er Jahren

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Die Box „Deutscher Herbst“ widmet sich in Spielfilmen der Jahre 1975 bis 1986 ausgiebig dem linken Terrorismus der RAF in den 70er Jahren und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen … „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) von Volker Schlöndorff nach einer Erzählung von Heinrich Böll greift die Hatz-Stimmung Mitte der 70er Jahre auf, als Polizei und Presse auf Sympathisantenjagd gingen. Die Rasterfahndung tat ihr Übriges, um eine allgemeine Stimmung der Verunsicherung auszulösen. Schlöndorff drehte mit Angela Winkler und Mario Adorf  und inszenierte damals im Gegensatz zu seinem jüngsten politischen Film „Streijk“ noch relativ frei von Pathos. Auch bei Reinhard Hauffs „Messer im Kopf“ (1979) mit Bruno Ganz und wieder Angela Winkler geht es um einen zufällig ins Visier der Verdächtigung geratenen Menschen, der irrtümlich niedergeschossen wird und seine Erinnerung verliert. Durch den Gedächtnisverlust weiß er selber nicht mehr, ob er nun Terrorist ist, oder nicht. Die gesamtgesellschaftliche Verunsicherung jener Zeit kulminiert im Flm in einer Person. Die Filmmusik stammt vom Can-Musiker Irmin Schmidt. Auch Hauffs „Stammheim“, nach einem Drehbuch von Stefan Aust, ist in der Box enthalten. Der Film von 1986 stellt anhand der Protokolle in einer schlichten Inszenierung vor einer rudimentären Kulisse eindruckvoll den Stammheim-Prozess mit Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe nach. Ganz anders Rainer Werner Fassbinders Groteske „Die dritte Generation“ von 1978, also aus einer Zeit, als es die echte dritte Generation um Grams und Hogefeld noch nicht gab. Hört man in „Stammheim“ höchst intelligente Ausführungen der Terroristen, führt uns Fassbinder dümmliche, gelangweilte Bürger vor, die Terrorismus spielen. Der Kollektivfilm „Deutschland im Herbst“, als direkte Reaktion auf die Ereignisse ’77 von u.a. noch mal Schlöndorff und Fassbinder, Alexander Kluge, Edgar Reitz u.a. gemacht, nähert sich mal persönlich und emotional, mal fiktional und mal sachlich den Geschehnissen. „Die bleierne Zeit“ von Margarethe von Trotta ist schließlich ein Portrait zweier Schwestern, angelehnt an Christiane und Gudrun Ensslin. Aus einem konversativen Nachkriegselternhaus kommend, engagieren sich beide für linke Politik, die eine gewaltfrei, die andere als Terroristin. Die umfangreiche Box enthält als Bonus Interviews mit von Trotta, Schlöndorff und Hauff.
(Kinowelt)