Digitalism (Konzert, 6.5.2008, Live Music Hall, Köln)

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Den Hype hatte ich auch wieder halb verschlafen. Jetzt wollte ich mir die beiden Hamburger Rave-Stars zumindest live angucken … Durch das auffallend junge Publikum ließ ich mich nicht irritieren und über die Warnungen am Eingang konnte ich nur lachen:

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Laute Musik? Stroboskoplicht? Liebe Leute, ich bin 20 Jahre Techno erprobt! Also nichts wie rein. Die Vorband war eine One-Man-Show hinter Maschinen, die höflichen Aplaus erntete, aber eigentlich wollten alle nur die Two-Man-Show hinter Maschinen sehen. Die kam dann mit dicker PA und fetter Lightshow. Mutig vorne stehend, fand ich das zunächst aber doch recht laut. Naja, kann man sich dran gewöhnen – passt zum Sound. Als das angekündigte Strobo anspringt, muss ich schnell den Blick senken. Da kann man unmöglich reingucken. Was soll das? Ich hebe vorsichtig den Blick, aber um mich herum scheint das sonst niemanden zu stören. Hm, liegt das am Alter? Es gibt ja Leser, die meinen, ich könnte diese Seite bedenkenlos „Alte Männer und Popkultur“ nennen, also schnell weiter: Der Sound ballert, die Lightshow ballert – klare, ihrem französischen Label Kitsuné standesgemäße Ansage. Während der smarte Jens Moelle an den Reglern schraubt und hin und wieder eine Faust reckt, um seine kurzen Phrasen ins Mikro zu singen, ist İsmail Tüfekçi fürs Grobe zuständig: Er knüppelt auf sein digitales Schlagwerk ein und shoutet eher im Zeichen von Snap oder Technotronic. Das ist zwischendurch kurz peinlich, aber der Kollege rettet schnell mit feinerer New Order Stimmung, bevor beide dann wieder ihr Daft Punk geschultes Kompressor-Geschwurbel loshauen. Grob, aber effektiv. Nur das Publikum ist anscheinend nicht ganz auf den Sturm vorbereitet: Das einzige Stagediven des Abends absolviert ein Mädchen. Mit Cure-Zitat („Digitalism in Cairo“), dem Hit „Zdarlight“ und einem „I like to move it“-Cover, das die meisten im Publikum zu kennen scheinen, obwohl sie 1994 wohl noch in der Grundschule waren, wird dann doch noch vor der Bühne getobt, weil ‚to rave‘ ja schließlich ‚toben‘ heißt. Apropos: Eine Gruppe von vier Teenagern hatte wohl als einzige noch nicht gemerkt, dass New Rave Neon-Kram schon bei H&M, Zara und Daniels angekommen und definitiv nicht mehr cool ist. Die standen ganz alleine vollbehängt mit ihren Neonbändchen zwischen einer insgesamt eher unbunten Menge. Sah aber ganz süß aus.    

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