„The Number 73304-23-4153-6-96-8″ von Thomas Ott

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Der Meister des Schabekartons ist zurück! Thomas Ott, der bislang seine düsteren Fantasien in Kurzgeschichten und Einzelbildern ausgelebt hat, legt mit „The Number 73304-23-4153-6-96-8“ seine erste lange Erzählung vor. Wesentliches hat sich dadurch nicht geändert …
Otts Werk ist in den Kurzgeschichtensammlungen “Tales of Terror”, „Greetings from Hellville“ und Dead End“, allesamt bei der Edition Moderne erschienen, umfangreich dokumentiert. Die Titel sprechen für sich: Thomas Ott entfaltet dort auf wenigen Seiten ein Panoptikum des Grauens. „Cinema Panoptikum“ ist auch der Titel seines letzten Bandes aus dem Jahr 2005. Das Album hat seine nun vorliegende  Langerzählung bereits vorbereitet, da hier erstmals die Kurzgeschichten von einer Rahmenhandlung zusammengehalten wurden. Am minimalistischen Prinzip von Otts Erzählungen hat sich durch das längere Format auch nichts geändert. „The Number …“ kommt wieder komplett ohne Text aus. Die Seiten sind in ein, drei oder vier Panels aufgeteilt. Die Zeichnungen auf Schabekarton weisen mit den unruhigen, an Stiche erinnernden Strichen die charakteristische Unruhe aus, während die detailreichen Zeichnungen und die Strenge der Gliederung angespannte Ruhe suggerieren. Durchnummerierte Kapitel unterteilen die Geschichte um einen Henker, dessen Schicksal sich durch den Fund eines Zettels schlagartig ändert. Nach einer Hinrichtung findet er beim Aufräumen den Zettel, den das letzte Hinrichtungsopfer unter den Elektrischen Stuhl hat fallen lassen. Die darauf gedruckte Zahlenreihe bestimmt von nun an sein Leben. Zunächst bringen ihm die Zahlen ein kurzes Glück, doch dann wendet sich das Blatt und der Absturz folgt rasch. Thomas Otts düstere, übersinnliche Geschichte erinnert an David Lynchs Erzählkunst und ist ebenso unauflösbar. Eine innere Logik ist der Geschichte eingeschrieben, das Werk bleibt aber beängstigend hermetisch.
(Edition Moderne)

Zuerst erschienen in Strapazin Nr. 91