Im Selbstverlag erscheinen die Hefte von Josephine Lemke und der Hamburger Künstler diceindustries und Verena Braun. Die Hamburger Anthologie „Orang“ ist inzwischen beim Comicverlag Reprodukt gelandet …„Potentiell tödliche Liebe“ von Josephine Lemke versammelt Kurzgeschichten. Oft nur grobe Skizzen oder assoziative Einblicke, sind die Bilder – selten in klassischen Panels organisiert – in unterschiedlichen Mischtechniken mit feinem Strich, groben Pinselstrichen oder auch gekratzten Schraffuren ausgearbeitet. Ebenso dreckig wie die wilden Stories, die man mit ihrer betont femininen Perspektive zwischen Julie Douchet und Anke Feuchtenberger verorten kann.
Dice führt immer noch Reste vom Disney-Personal in seinen surrealistischen Collagen, deren Zitatenkatalog von Popart bis Manga reicht. In „Low Frequency“, dem dreizehnten Heft seiner Reihe Qwert (bei Reprodukt fälschlicherweise als Qwert 14 gelistet), ist die Stilbreite groß wie nie.
Verena Braun legt mit „Die Station“ ihr erstes Album vor. Die Hauptfigur, ein vermenschlichter weiblicher Krake, landet nach einer Busfahrt in einer verwaisten Endstation. Dort irrt sie durch ein leeres Gebäude und trifft seltsame Gestalten. Surreale Szenarien, offensichtlich von Anke Feuchtenberger beeinflusst, die eine stimmige Story ergeben.
Braun war bereits mehrfach im Hamburger Comic-Magazin „Orang“ vertreten, dessen aktuelle siebte Ausgabe „The End of the World“ apokalyptische Werke von u.a. Arne Bellstorf, Moki, Kati Rickenbach und eben Verena Braun enthält. Die sowohl grafische als auch erzählerische Bandbreite reicht von minimalistisch bis überladen, von märchenhaft bis abgründig, von klarer Linie bis zum Aquarell. Einzig der Abstraktionsgrad ist bei den meisten Arbeiten sehr hoch: Schlichten Realismus findet man bei Orang selten, verschlungene Erzählungen oder ausgefeilte grafische Ideen hingegen oft.
Josephine Lemke: „Potentiell tödliche Liebe“ (Eigenverlag, zu beziehen über lemke.jo@gmx.de)
Diceindustries: „Qwert 13 – Low Frequency“ (Eigenverlag, zu beziehen über Reprodukt oder dice@chezlinda.de)
Verena Braun: „Die Station“ (Eigenverlag, zu beziehen über diebiblyothek oder post@verenabraun.de)
Orang Nr. 7: „The End Of The World“ (Reprodukt).
Zuerst erschienen in Strapazin Nr. 90 und Nr. 91
