Irmin Schmidt, Gründungsmitglied der legendären Kölner Progressiv-Rock-Band „Can“, tritt am 9.2. beim intro-intim-Abend in der Christuskirche zusammen mit seinem Musikerkollegen Kumo auf. Vor und nach dem Konzert wird man Ausschnitte der Ende des Jahres erschienenen Can-DVD sehen können …
Warum reißt das Interesse an Can auch beim 35. Geburtstag immer noch nicht ab, und warum ist das Geburtsdatum der Band immer wieder ein Anlass, zu feiern?
Gerade ist die Can-DVD erschienen, die wahnsinnige Kritiken in England bekommen hat – das ist gar nicht auszuhalten. Neben der Premierenfeier zur DVD – eine klassische Promotionveranstaltung – haben wir im November das Can-Studio in Weilerswist verabschiedet – das geht jetzt ins Museum von Gronau. Das fällt alles ins 35. Jubiläum. Das Konzert am 9.1. ist hingegen nicht wirklich eine Feierlichkeit – wir, Kumo und ich, machen ja viele Konzerte. Andererseits sind Konzerte im Idealfall ja immer kleine Feierlichkeiten.
Aber worin liegt der Grund, dass immer noch soviel Interesse an der Band besteht, dass man den Geburtstag der Band 25 Jahre nach ihrer Trennung noch feiert? Hängt das damit zusammen, dass Can gerade bei aktuellen Elektronik-Projekten als starker Einfluss gilt?Schon in den 80ern, direkt nachdem wir aufgehört haben, haben sich endlos unbekannte, bekanntere, oder immer noch bekannte Bands auf uns bezogen. Auch viele Bands aus dem Punk und der New Wave (u.a. Cabaret Voltaire und Sonic Youth; Anm. CM) – dieser Einfluss ist nicht erst seit dem Aufkommen der Elektronik-Szene in den 90er Jahren entstanden, der ist seit damals gleichbleibend konstant – wächst vielleicht auch ein bisschen. Wir gewinnen ja auch immer wieder junge Fans dazu, d.h. unsere Platten verkaufen sich relativ gleichbleibend seit 35 Jahren immer noch und immer wieder. Natürlich nie in riesigen Charts-Mengen, aber wenn man das alles zusammennimmt, dann geht das schon in die Millionen.
Wenn ihr auch einflussreich für Punk- und New Wave Bands wart, dann seid ihr also nicht über die Klinge der klassischen “Punks-hassen-Hippies“-Polarisierung gesprungen? Ihr wurdet also nie als Hippieband wahrgenommen?
Nein, dass überhaupt nicht! Wir waren einfach irgendwas! Wir waren ja nie gut einzuordnen, und das macht wohl auch die immer noch andauernde Aktualität aus. Es ist soviel verschiedenes in der Musik enthalten, und wir waren so reichhaltig – jede Platte ist total anders als die vorangegangene, und auf jeder Platte sind Stücke, die stilistisch mit den anderen fast nichts zu tun haben. Und trotzdem ist da eine Identität in der Musik!
Wie sieht diese Identität aus, wenn man mal von dem omnipräsenten, mechanisch-repetitiven Schlagzeug-Stil von Jaki Liebezeit absieht?
Das Geheimnis der Gruppe ist, dass sie versucht hat, eine neue, zeitgemäße Musik zu machen, die mit allem operiert, was im 20.Jhd. an neuer Musik entstanden ist. Es ist ja nicht nur die aus der europäischen Kunsttradition kommende ‚Neue Musik’, die neu war, die aus Amerika kommenden Musikstile Jazz und Rock/Pop sind ja auch erst im 20.Jhd entstanden und ganz neue Formen von Musik machen. Und wir haben diese neuen Elemente miteinander Kombiniert und immer wieder neu verknüpft. Daraus ist ein sehr reichhaltiges Kaleidoskop zeitgenössischer Musik geworden, das – wie viele finden – noch lange nicht ausgeschöpft ist in seinen vielen Bedeutungen.
intro intim: Can-Spezial mit Irmin Schmidt & Kumo und DVD-Screening
9.01. Köln, Christuskirche
Einlass: 18.30 Uhr; Beginn: 19.30 Uhr
VVK (dringend empfohlen): EUR 10 + Geb.; AK: EUR 13
“CAN-DVD”: 2 DVD, 1 CD [Spoon/Mute/EMI]

