„Die Sache mit Sorge“ von Isabel Kreitz

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In Ozamu Tezukas Manga „Adolf“ ist er einem bereits als Nebenfigur begegnet: Richard Sorge, der deutsche Spion der Russen in Japan. Über seine historische Relevanz und sein Schicksal erfährt man ausgiebig in Isabel Kreitz’ neuem Comic, der mit einem Umfang von knapp 250 Seiten und seinem dramatischen Gehalt den Carlsen-Stempel ‚Graphic Novel’ zu recht trägt …„Stalins Spion in Tokio“, so der Untertitel, arbeitet Anfang der 1940er Jahre als Journalist in der deutschen Botschaft in Tokio. Dort lektoriert er offiziell das hauseigene Magazin. Vor allem schafft er es aber aufgrund seiner guten Freundschaft zu hochrangigen Botschaftsangestellten an geheime Informationen zu gelangen. Als er von Hitlers Plänen erfährt, trotz des Nichtangriffspaktes mit Stalin Russland zu überfallen, ist er erschüttert. Der Antifaschist Sorge will Hitler aufhalten, Stalin muss unbedingt gewarnt werden. Das gelingt sogar, doch die Russen wollen Richard Sorges Informationen einfach nicht glauben.

Isabel Kreitz hat mit ihren bisherigen Alben bewiesen, dass sie ein gutes Gespür für realistische Szenarien hat, auch wenn es dort immer wieder fantastische Momente gab. Mit „Die Sache mit Sorge“ begibt sie sich nun auf einen historisch fundierten Hintergrund. Dem Comic liegt eine ausgiebige Recherche zugrunde. Das merkt man an der Story, man sieht es aber auch dem in weichen Kohlezeichnungen dargestellten Geschehen an: Die Ausstattung der Geschichte – die Mode, die Architektur, das Straßenleben und die Umgangsformen – sind glaubwürdig und kleinteilig dargestellt und ziehen den Leser in die Geschichte. Ebenso detailliert zeigt sie auch die Charaktere. Vor allem Sorge als zwischen politischem Idealismus, verletzter Eitelkeit und egozentrischem Lebenswandel zerrissener Mensch wird anschaulich. Kreitz’ Sympathie für den Spion bleibt dabei immer deutlich. Ein aufwändiger Historien-Comic vom Carlsen-Verlag, der sein Engagement bei der Durchsetzung der Graphic Novel am Buchmarkt auch im Netz unterstreicht. Hier findet man reichlich Hintergrundinfos zum Comic, darunter ein Interview mit Isabel Kreitz, ein Werkstattbericht von Isabel Kreitz mit Skizzen und Erläuterungen und ein Trailer (!) zum Comic. Dass nenn ich mal pfiffig!  
(Carlsen)

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