Die Zimmermänner (Konzert, 7.5.2007, Gebäude 9, Köln)

Vom Marktwert der alten Platten auf ebay sollte man nicht auf seinen aktuellen Marktwert schließen. Das haben die Zimmermänner aber vielleicht gemacht, als sie für ihre Tour in Köln das Gebäude 9 buchten, das dann aber nur sehr luftig gefüllt war. Um genau zu sein: Das Verhältnis Auf-der-Bühne zu Vor-der-Bühne dürfte 1:5 gewesen sein (aber immerhin waren 8 Leute auf der Bühne – Mathematiker, nun legt mal los …).  

Als Vorband gab es Festland aus Essen, die keinen leichten Job hatten in leerer Halle mit wenigen Zimmermann-Fans. Aber die waren nett zu ihnen, und Festland haben sich das schließlich auch verdient mit ihrer Melange aus Techno und Pop, die nicht zwingend zu Electro-Pop wird, sondern eher technoide Prefab Sprout mit guter Drummaschine/Schlagzeug-Kombination. Dass sie ein Stück des dritten Fehlfarben-Albums Covern, passt ins Bild, die weißen Hemden und Pullunder ebenfalls. Dandies, die klischeehafte Textzeilen nicht fürchten. Vielleicht ein paar zu symbolhafte Zeilen, ein wenig zu kunstverliebte Acapella-Parts. Geschenkt, gute Gratwanderung.

Dann kommen die Zimmermänner, die nichts ernst nehmen. Timo Blunck und Detlef Diederichsen galten schon zur Zeit der NDW als Pop-Dandies. Mit Intelligenz haben sie abgegriffene Popklischees aufgegriffen, kamen aber ganz klar von der Indie-Seite: Blunck spielte auch bei Palais Schaumburg, Diederichsen hatte schon lange in Sounds über besondere Musik geschrieben und ’82 mit „Volksmusik aus dem Knabengebirge‘ eine tolle Soloplatte gemacht, auf die das Prädikat „Avant-Pop“ durchaus zutrifft. Nun sind sie in großen Plattenfirmen tätig oder schreiben erfolgreich Musik für Film und Werbung. Es sei ihnen gegönnt. Die Zimmermänner gab es all die Jahre seit ihrem zweiten und letzten Album ‚Goethe‘ von 1983 als Hobbyprojekt, bis Anfang des Jahres ihr neues Album „Fortpflanzungssupermarkt“ erschien.

Live stehen neben den beiden Gründungsmitgliedern fünf weitere Musiker und die Schwester von Timo Blunck, Rica (Gesang), auf der Bühne. Die Stimmung ist trotz leerer Halle gut, die beiden witzeln auf der Bühne. Der Witz nervt aber schnell, weil dieses sich selbst nicht ernst nehmen den schalen Geschmack von drittklassigem Entertainement hat. Haha, jetzt kommt ein verrücktes Solo – und jetzt ein ulkiger Text. Blunck zieht dazu Grimassen, Diederichsen ist eine Mischung aus Lee Hazlewood (also cool) und Musikclown (nicht so cool). Das alles kommt natürlich sehr souverän, kenntnisreich und Profimäßig daher, was es noch fieser macht. Dann darf man sich auch nicht wundern, wenn jemand im Publikum zum ‚funky Beat‘ mitklatscht. Die Ecken und Kanten der Musik auf den Alben sind live verlorengegangen, was bleibt ist eine Atmosphäre wie auf einem leicht alkoholisierten Betriebsfest. Traurig.