Mit seiner rasanten Entwicklung hin zum vom Free Jazz beeinflussten Singer/Songwriter hat Tim Buckley auf ewig eine Ausnahmestellung in der Musikgeschichte belegt …
Als 19jähriger Jüngling und hoch gehandelter Wunderknabe der Liedermacher-Szene der Hippiezeit hat er 1966 sein erstes schönes, aber recht gewöhnliches Album veröffentlicht. Schon mit „Hello And Goodbye“ zeigte er 1967 Charisma mit seinem ausgefallen hohem Gesang, wunderschönen Melodien und auch mal ungewöhnlich ausladenden Songs. Im Folgenden öffnete er sich immer mehr freieren Songformaten, ließ sich von Jazz und sogar Free-Jazz beeinflussen und machte Musik jenseits der industriellen Vermarktbarkeit: „Happy/Sad“ von 1969, „Lorca“ und „Starsailer“, beide von 1970, sind radikale Werke, die Buckley gleichzeitig in die Isolation trieben. Die Plattenfirma nötigte ihn noch zu einer gemäßigten Resteverwertung (Blue Afternoon“) und setzte ihm dann eine neue Band vor, mit der er dann – Cpt. Beefheart hat zur selben Zeit das gleiche Schicksal ereilt – noch drei zunehmend schwächere Alben veröffentlichte, bevor ihn der frühe Tod vollends zur Legende werden ließ.
Die DVD „My fleeting house“, die erste Buckley-DVD überhaupt, zeichnet seine Entwicklung von 1967 bis zu seinem frühen Tod 1975 an Hand von TV-Auftritten (in meist guter Bildqualität) und Gesprächen mit seinem Gitarristen Lee Underwood und Co-Autor Larry Beckett nach. Vor allem die Auftritte um 1970 rum lassen einen staunen, dass damals im Fernsehen solch ausufernde Live-Improvisationen nicht gerade einfacher Musik im Fernsehen gezeigt wurden (die Auszüge aus Diskussionen in den Talk-Schows mit ihm sind auch nicht weniger kurios und unkonventionell). Nebenbei sieht man also auch, dass Fernsehen in den 60ern schon mal wagemutiger war als heute – zumindet in den USA. Bin gerade auf die offizielle Homepage gestoßen, die alle möglichen Fakten zu Buckley versammelt.
(Manifesto, VÖ: 4..2007)