„Shoah“ von Claude Lanzmann (DVD)

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Der Begriff ‚Shoah’ für die Vernichtung der Juden durch die Nazis hat erst durch den gleichnamigen Dokumentarfilm von Claude Lanzmann …

 Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch jenseits von Israel gefunden. Alleine daran erkennt man die Bedeutung des epochalen Werks: Die neunstündige Dokumentation von 1985 kommt ohne Archivmaterial oder Musik aus und zeigt stattdessen – neben aktuellen Bildern der historischen Orte – ausschließlich Befragungen von Opfern, Tätern und Zeugen. Durch diese Konzentration stellte der Film damals eine Intensität her, die erstmals eine vage Vorstellung von den Ausmaßen der Ereignisse vermitteln konnte: Das unfassbare zeigt sich nicht nur in den Erzählungen, sondern vor allem der Art des Erzählens: Mal betont sachlich, mal mühsam unter Tränen hervorgebracht oder auch abwehrend lächelnd. Nicht nur die Geschichte in all ihrer Unbegreiflichkeit breitet sich unerbittlich vor uns aus, sondern gleichsam die Wege und Umwege des Erinnerns. Dagegen wirkt jeder Spielfilm über das Thema wie eine Verhöhnung der Opfer. Denn Geschichten oder Dramen gibt das, was uns hier erzählt wird, nicht her. Es ist weniger und mehr zugleich: Vernichtung – Technisch, abstrakt, pervers. Es ist wohl nicht so, dass – wie Adorno sagte – es nach Auschwitz kein Gedicht mehr geben kann. Aber zumindest sollte es kein Gedicht bzw. keinen Spielfilm über Auschwitz mehr geben. „Shoah“ macht klar warum.
(absolutMedien, 4 DVDs mit detailliertem Booklet, VÖ: 13.10.2007)

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