Xasthur: „Defective Epitaph“

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„Fehlerhafte Grabinschrift“! Schöner Plattentitel, und er wirft einen sofort und unmißverständlich in den Kosmos von Malefic alias Xasthur. Xasthur ist eine Ein-Mann-Band aus Kalifornien. Anders als es der sonnendurchflutete Bundesstaat suggerieren könnte, gehts bei Xasthur ziemlich düster zu …

 Das sollte nicht verwundern, wir bewegen uns im Genre des Black Metal. Aber hier geht es noch düsterer zu. Das sollte nicht verwundern, wir bewegen uns im Subgenre des Depressive bzw. Suicidal Black Metal. Eigentlich ist es ja ein Sub-Sub-Genre, schließlich kommt man vom Metal, aber der Rückbezug funktioniert kaum noch. Und hier wird es interessant: Spontan wirkt Xasthur wie eine Kreuzung (nein, nicht Kreuzigung, auch wenn das Thema den Tippfehler nahelegt) aus Black Metal und düsterem New Wave à la Joy Division oder The Cure der früh-80er Phase. Der Gesang weicht einem kaum mehr hörbaren und schon gar nicht menschlich klingendem Gekreische, in der Abmischung sehr zurückgenommen, verständlich sowieso nicht. Das Schlagzeug inklusive Double-Bassdrum weicht einer Drumachine, deren Sound ihre maschinelle Herkunft nicht verbergen will. Die Gitarren sondern keine fetten, schnell ausgeschleuderten Riffs mehr ab, sondern sind melancholisch gestimmt. Und hinzu kommen schlichte, melodiöse Elemente vom Synthesizer.

Ich bin kein Kenner der Szene, und außer ein paar Alibi-Platten aus dem Metal-Bereich – von Slayer über Voivod zu Carcass (die Melvins zähle ich nicht dazu) – habe ich wenig davon im Regal stehen. Aber an Grenzbereiche oder Extremforme bin ich immer interessiert. Daher weiß ich zumindest, dass sich im Black Metal nach den Exzessen in der norwegischen Szene mit Kirchenbränden, Morden und faschistischen Tendenzen – im Zentrum davon die Ein-Mann-Band Burzum – eine ruhigere, nach innen gekehrte Spielart bis hin zum sogenannten Ambient-Black Metal als Splittergruppe gebildet hat. Deren Protagonisten sind zumindest, wenn sie nicht ausgewiesene Nazis wie Burzum sind, Misantrophen vor dem Herrn bzw. vor dem eben nicht. Aber bevor ich mich hier zwischen den verwirrenden Zusammenhängen von Satanismus, Heidentum, Atavismus, Anti-Christentum und Antisemitismus verheddere: Xasthur mag in seinem Lesezimmer denken was er will – auf Platte ist (oder spielt) er schlicht eine fast entmenschlichte, leidende Kreatur, die autistisch von der „Legacy Of Human Irrelevance“, der „Souless Elegy“ oder der „Dehumanizing Procession“ röchelt. Billige Effekte wie weiß angepinselte Gesichter außen vor gelassen, bleibt mit Xasthur damit immer noch eine faszinierend nach innengestülpte Version eines Genres, das ursprünglich Hass und Aggression nach außen richtete. Die Entwicklung zur Ein-Mann-Band ist da nur konsequent!

(Hydra Head; VÖ: 10/07)       

3 Antworten auf „Xasthur: „Defective Epitaph““

  1. Ich finde die Platte auch toll, auch wenn sie noch ein paar Umdrehungen braucht. Falls du an weiteren neueren innovativen Black Metal Bands interessiert bist, dann höre dir mal Velvet Cacoon oder Wolves in the Throne Room an. Ich finde gerade dieses ambient-hafte so toll.

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