Folk war in den letzten Jahren wieder verstärkt Thema. In Wellen kommt das Vermächtnis der Hippies immer wieder über uns. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre wurde es mit Protagonisten wie den Fellow Travellers, Barbara Manning, The Walkabouts, Sonja Hunter und anderen als Softcore – in Abgrenzung zum Hardcore der 80er Jahre – etikettiert, nun heißt es New Folk. Oder Anti-Folk, wenn es in der spröden Tradition von The Fugs oder den Holy Modal Rounders steht. Und immer werden während dieser Wellen auch alte, längst vergessene Einzelgänger ausgegraben. Das konnte man alles auch wieder in 2007 verfolgen …
Devendra Banhart singt immer noch wie der frühe Marc Bolan, nähert sich aber den West-Coast-Hippies und macht uns den Van Dyke Parks, wenn er Latino-Rhythmen und Psychedelia kreuzt. „Smokey Rolls Down Thunder Canyon“ klingt im Gegensatz zu den noch meist akustisch gehaltenen Vorgängern ganz schön abgeklärt und nach langer Studiozeit (XL-Records). Eher ein schneller Wurf dürfte „12 Crass Songs“ von Comiczeichner und Musiker Jeffrey Lewis aus New York sein. Darauf sind sehr smarte Anti-Folk-Coverversionen der Polit-Punker Crass. Das klingt nicht nur sehr schön, sondern ist auch eine sehr lustige Idee, Hippiesound mit Polit-Punk zu verbinden. Eigentlich sind Hippies und Punks ja Antipode, aber Crass sind sicherlich diejenigen Punks, die inhaltlich – von den Texten bis zum Kommunen-Gedanken – am ehesten mit 68er Idealen kurzzuschließen sind. Jeffrey Lewis macht aus deren Vorlagen schöne, popige Akustikstücke (Rough Trade). Auch Minimalist, aber eher Vollblut-Hippie wie Banhart ist José González, der nach seinem gefeierten Debut auf „In Our Nature“ wieder mit butterweicher Stimme zum klaren Sound seiner Akustikgitarre singt – immer auf den Spuren von Nick Drake, mit dem er nicht nur musikalisch verglichen werden kann: Beide wurden durch einen Werbespot einem größeren Publikum bekannt. Nick Drake allerdings im Gegensatz zu Gonzales erst einige Jahrzehnte nach einem frühen Tod (Peacefrog). Bekannt wurde sie auch erst sehr spät: 35 Jahre nach ihrem ersten und einzigen Album erschien im Jahr 2005 mit „Lookaftering“ eine zweite Platte der Sängerin Vashti Bunyan. Jetzt wurde in Archiven gekramt, und mit „Some Things Just Stick In Your Mind“ erscheinen alte Singles und unveröffentlichte Demos aus den Jahren ’64 – ’67, die eine fragile Folksängerin mit zarten Songs zeigen, die damals einfach zu Unrecht überhört wurden. Zwar muss die Musikgeschichte nicht neu geschrieben werden – Bahnbrechendes hört an hier nicht – aber so gut wie manche damals erfolgreiche Musikerinnen ist das allemal (Fat Cat).
2 Antworten auf „Folk, New-Folk und Anti-Folk:
Platten von Devendra Banhart, Jeffrey Lewis,
José González und Vashti Bunyan“
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