Nach den ellenlangen Rückblicklisten nun der Abschluss der Jahresinventur:
Meine kommentierten Top 10’s für 2007, weder alphabetisch noch als Ranking – und danach ist erst mal Schluss mit Listen, versprochen:
CDs:
Dirty Projectors – Rise above (Rough Trade) – Artifizielle, überdrehte und sehr subjektive Coverversion von Black Flags „Damaged“.
Xasthur – Defective Epitaph (Hydra Head) – Vollkommen autistischer Black Metal.
Hendrik Schwarz – Live (K7!) – Beseelter Technohouse.
Battles – Mirrored (Warp) – Perfektionistischer Math-Core.
The Cinematic Orchestra – Ma Fleur (Ninja Tune) – Epischer Soul-Jazz.
M.I.A. – Kala (XL) – Politisierter, mitreißender rip-off der Favela Beats.
Robert Wyatt – Comicopera (Domino) – Jenseits von Jedem.
Jeffrey Lewis – 12 Crass Songs (Rough Trade) – Der Feind als Freund: Polit-Punk trifft (Anti-)Folk.
Beatkonducta in India (Stone Throw) – Tausendsassa Madlib auf Weltreise.
Bassekou Kouyate & Ngoni Ba – Segu Blue (Out Here) – Mali Music.
Compilation-Bonus:
Nico – The Frozen Borderline (Rhino) – Die Schönheit der Depression.
V.A. – Dubstep Allstars 5 (Neuton) – Langamkeit im Action-Mix.
V.A. – Mexican Boleros (Trikont) – Schmachtende Tragik.
Kinofilme:
Inland Empire von David Lynch – Erbarmungslos Bedeutungsoffen.
Last Days von Gus van Sant – Erbarmungslos autistisch.
Death Proof von Quentin Tarantino – Die coole feministische Sause vom Style-Chef.
Gefahr und Begierde von Ang Lee – Kalt, verhängnisvoll, erbarmungslos.
Hamburger Lektionen von Romuald Karmakar – Sachdienliche Hinweise zur Lage der islamistischen Nation
El Custido – Der Leibwächter von Rodrigo Monero – Kühle Studie eines Sekundärlebens.
Persepolis von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud – Trickfilm jenseits von digitaler Perfektion.
Madonnen von Maria Speth – Kühle Studie der Verantwortungslosigkeit.
Yella von Christian Petzold – Der Horror in der Finanzwelt.
Full Metal Village von Sung-Hyung Cho – Das Dorf und das Metal-Festival.
DVDs:
Alexander Kluge: Sämtliche Kinofilme (Zweitausendeins) – 16 DVDs randvoll mit Werken des Filmdenkers – und ein Buch.
Monty Python Flying Circus (Sony) – Die komplette TV-Serie der irren Briten auf sieben DVDs, aber leider ohne die beiden deutschen Folgen.
2001: Odyssee im Weltraum / Uhrewerk Orange von Stanley Kubrick (Warner) – Zwei Meisterwerke des Regisseurs und mustergültige Bonus-discs mit zahlreichen Dokus.
Luis Bunuel: Mexico (Pierrot le Fou) – Fünf teils legendäre, teils vergessene Spielfilme des Exil-Spaniers und interessante Dokus.
Buster Keaton: Seine besten Filme (Pierrot le Fou) – Fünf tolle Langfilme des Stone Face und zahlreiches historisches Bonusmaterial.
Shoa von Claude Lanzmann (absolutMedien) – Der bedeutendste Film über die Judenvenichtung. Über sieben Stunden Interviews mit Opfern und Tätern.
Ludwig II. / Karl May / Hitler von Hans-Jürgen Syberberg (Filmgalerie 451). Damals kontrovers diskutiert, heute fast Vergessen: Syberbergs zwischen Romantik und Reflexion vibrierende Deutschstunden. Sein siebenstündiger Hitlerfilm kam hierzulande nicht gut an, wurde in den USA von Susan Sontag, Coppola u.a. jedoch gefeiert.
Mord an einem Chinesischen Buchmacher / Die erste Vorstellung von John Cassavetes. Irgendwie Hollywood, irgendwie aber auch nicht – also New Hollywood. Cassavetes inszeniert in seinen späteren Filmen so unaufdringlich wie spürbar anders neben der Spur. Die erste der beiden DVDs enthält eine Bonusdisk mit einer fast vierstündigen Doku (nur im englischen Original).
Werner Herzog – Die frühen Jahre. Die frühen Filme Herzogs scheitern alle auf ihre ganz eigene, aber sehr faszinierende Art.
Comics:
Komm zurück, Mutter von Paul Hornschemeier (Carlsen) – Grafisch ein wenig an Chris Ware erinnernd, und auch mit surrealen Einschüben. Ein todtrauriges, sehr poetisches Buch.
Ausgetrickst von Alex Robinson (Edition 52). Grafische Erzählkunst in Vollendung. Spannend, komplex und mit ausgefeilten Charakteren.
Peepshow von Joe Matt (Edition 52) – Peinlich selbstentblößend, wahrheitsliebend bis es schmerzt und neurotisch wie Crumb, findet auch Crumb.
Ausser Dienst von Lewis Trondheim (Reprodukt) – Trondheim über Trondheim. Autobiografische Selbstzweifel sehr komisch inszeniert und außerdem ein Blick von innen auf die Comicszene.
Blaue Pillen von Frederik Peeters (Reprodukt) – Ebenfalls Autobiografisches über den Umgang mit Liebe in Zeiten von Aids.
Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer (Reprodukt) – Aberwitziges, neurotisches Selbstportrait einer gespaltenen Persönlichkeit, grafisch meisterlich gelöst.
Vertraute Fremde von Jiro Taniguchi (Carlsen) – Eine bitter-süße Reise des Protagonisten in die eigene Kindheit. Sehr zart.
Pjöngjang von Guy Delisle (Reprodukt) – Ein bei allem Schrecken komischer Bericht aus der Dunkelheit Nord-Koreas.
Die Wahrheit und andere Erfindungen von Anna Sommer (Edition Moderne) – Noch mal autobiografische Geschichten – oder nicht? Ein amüsantes Spiel mit Lug und Trug, und wahrscheinlich doch meist sehr persönlich.
Donjon von Trondheim, Sfar u.a. (Reprodukt) – Das monumentale Fantasy-Werk der beiden Franzosen erweiterte sich in diesem Jahr wieder um einige Bände. In Bezug auf surrealen Irrsinn, Fantasterei und blutige Gemetzel sind sie nicht zu stoppen.
Das Geheimnis des Würgers von Jacques Tardi (Edition Moderne) – Tardis jährliche Literaturadaption mit viel Milieuschilderung, politischen Anspielungen und Humor kommt dieses Mal mit multiple-choice Ende.
puh … frohes neues Jahr …


Math-Core? Was ist denn das nu wieder? Ach egal, dann gebe ich der Battles wohl nochmal eine zweite Chance. Ich liebe Listen. Vielen Dank.
Wenn Frank Zappa Hardcore gespielt hätte, hätte er Math-Core gemacht. Das sind die Mathematiker unter den Hard-Corelern: Alles perfekt getimet, viele punktgenaue Breaks und überhaupt möglichst viele Parts, die fast unspielbar arrangiert sind.