Überlegen Sie es sich gut. Die Natur umschmeichelt einen mit idyllischen Motiven und wiegt einen in Sicherheit. Aber ein Ausflug aufs Land birgt Gefahren …
Maria Laach steht auf dem Programm. Netter Vulkansee, schöne Wiesen, tolles Wetter. Das Einkehren haben wir uns verdient. Aber wer hätte hinter dem Begriff Klosterstube ein SB-Restaurant erwartet, das sich zwar hinter alten Klostergemäuern verbirgt, aber an trashiger Häßlichkeit von einer Autobahnraststätte anno 1993 nicht zu unterscheiden ist. Das Essen sieht schwer nach Kantinenfrass aus, aber kann das sein? Auf der anderen Straßenseite gibt es immerhin einen Biosupermarkt des Klosters. Die Frau mit der Suppenkelle hinterm Tresen liest meine Gedanken: „Gucken Sie nicht so skeptisch – die Jägersoße ist wirklich lecker“. Ok, ich nehme sie. Schmeckt natürlich absolut schrecklich, ebenso wie die angebratenen Kartoffeln aus dem Einmachglas. Die Wurst ist ok. Ich wische mir den Mund ab, um mich der Geschmacksreste zu entledigen. Einmal in die Serviette geschnäutzt und sie dann achtlos auf den Teller geworfen. Der Versuch, die Tragik des Schuppens heimlich auf Foto zu bannen, mißlingt. Die ältere Dame vom Nebentisch guckt böse. Als wir aufbrechen wollen, nochmal ein ermahnendes Kopfschütteln von rechts: „Das tut man nicht“. Ich fühle mich beim heimlichen Fotografieren erwischt und frage unschuldig nach, was sie meine. Sie macht die internationale Geste für Nasenpopeln und fügt eine Wegwerf-Bewegung an. „Das tut man nicht“, wiederholt sie. „Äh, wie bitte?“, frage ich nun tatsächlich unschuldig. Sie wiederholt drohend die Nasenpopelgeste. Ich ahne langsam, was sie meint: Naseputzen mit der Serviette und dann auf den leeren Teller legen, das tut man nicht. Ich kontere eloquent mit „Doch!“. Wir schaukeln uns etwas hoch, wobei die Dame ihre Argumentationsstrategie beibehält. Dann fixiert sie mich eiskalt und droht: „Ich kann das auch melden“. Sie blickt bedeutungsschwanger zur Tekenfrau mit der Kelle, und ich werde etwas vorsichtiger. Die möglichen Folgen schiessen mir blitzartig durch den Kopf: Verhaftung durch die Polizei oder gar Klosterleben lebenslang? Ich nuschel Hasstiraden in meinen Bart, ziehe dann aber lieber schnell mit meiner Bande von dannen. Wir flüchten uns in die Klosterkirche auf neutralen Boden. Dass der Organist dort verschärften satanistischen Black-Metal spielt, stimmt mich wieder etwas versöhnlich. Nach kurzer Zeit ist die Luft rein. Wir schleichen uns zu unseren Pferden und reiten zurück in die Stadt. Als wir das Stadttor passieren, ist es bereits dunkel. Aber wir sind glücklich, noch einmal davon gekommen zu sein.
Beim Lesen merke ich: ich wohne zu lange in Bayern, denn erste Reaktion: What’s new? Derartige Begebenheiten gibt es zuhauf, verlässt man mal das sichere München (hier gezz, Konferenz und so… ) und begibt sich ins beschauliche Alpenvorland… Einziger Trost: hier ist das Essen besser!!!