Lewis Trondheim hat sich eine Auszeit genommen. Die gestaltet sich dann so, wie man es sich bei einem Workaholic wie Trondheim vorstellt: Nicht fünf, sondern nur zwei Alben pro Monat …
die Arbeit an einer Zeichentrickserie und zahlreiche Festivalbesuche füllen die restliche Zeit. Hinzu kommt das Grübeln über die Frage, ob man als Comiczeichner gut und in Würde altern kann. Die Recherchen zu dieser Frage führen zu dem autobiografischen Werk „Ausser Dienst“, das Trondheim dann noch schnell in seiner ‚Urlaubszeit‘ fertigstellt. Trondheim monologisiert über seinen künstlerischen Antrieb, die dahinter stehenden biografisch-psychologischen Faktoren und die Frage, ob man diesen Antrieb qualitätsstabil ins Alter retten kann. Denn, so stellt er fest, das gelingt nicht vielen Kollegen. Ohne über andere Zeichner herzufallen, sinniert er über deren Aufs und Abs in deren Werk, über psychische Krisen und kreative Durchhänger. Auf seiner Reise durch die Liga der Kreativen tritt er auch im direkten Gesprächen mit Kollegen in Kontakt, lässt sich von deren Erfahrungen berichten oder weitere Beispiele für Qualitätsverlust oder Qualitätsgarantie im Alter erzählen.
Das Ganze ist – auch wenn das bis hierher nicht so geklungen haben mag – alles andere als trocken und dröge. Trondheim wirft seine eigenen Selbstzweifel ins Spiel und lässt auch wieder seiner bösartigen, zynischen Ader freien Lauf. „Ausser Dienst“ ist ein aus einer vagen Idee gestartetes Projekt, das bis zuletzt vage bleibt. Trondheim umkreist das Thema in vielfachen Spiralen, ohne am Ende tatsächlich Ergebnisse vorzuweisen. Darin liegt aber keinesfalls ein Scheitern. Denn der Leser erfährt dabei nicht nur viele Hintergründe über zahlreiche Zeichner aus den Zentren der französischen und internationalen Comicszene. Auf eine leichte, verspielte Art, die nie oberflächlich wird, ist Trondheim ein Metacomic über das Comicmachen gelungen – ganz allgemein – und ganz im Speziellen ein Einblick in Trondheims Arbeit. Eines wird am Ende doch konkret: Über Kreativitätsverlust muss sich zumindest der omnipräsente Trondheim wohl noch lange keine Sorgen machen, wenn sogar solche Nebenbei-Werke so locker, vergnüglich und hintergründig geraten.
(Reprodukt).
Zwei Alben pro Monat? Du meinst sicher pro Jahr, oder?
Tatsächlich habe ich nicht nachgezählt, aber wenn Du Dir seine Bibliografie anguckst (einfach mal auf die Thumbnails zeigen, die scrollen dann endlos runter …), könnte das doch hinkommen. In Deutschland erscheint natürlich nur ein Bruchteil davon, aber trotzdem immer noch mehr als zwei pro Jahr.