„Olaf G.“ von Lars Fiske & Steffe Kverneland

olaf-g.gif

Mit ihrer Hommage an den „Simplicissimus“-Zeichner Olaf Gulbransson entfachen die beiden Norweger Lars Fiske und Steffen Kverneland gleich auf mehreren Ebenen Chaos …

Die beiden hemmungslosen Fans ihres Landsmanns, der 1902 nach München ging um fortan für das populäre Satiremagazin „Simplicissimus“ zu zeichnen, machen sich auf, um dem Leben ihres großen Idols nachzuspüren. Sie reisen nach München, besuchen das Olaf Gulbransson Museum am Tegernsee, treffen Gulbranssons-Enkelin in dessen Refugium und Alterssitz, dem Schererhof, besuchen seine Lieblingsgasthäuser und andere Wirkungsstätten des Zeichners. Vor allem die Besuche der Gasthäuser machen die Biografie der beiden trinkfesten Norweger zu einer wilden Odyssee: Fress- und Sauforgien wechseln sich ab mit hysterischen Lobreden über das Genie Gulbransson. Da die beiden sich selber in keinem Augenblick ernst nehmen, kann man das gut hinnehmen.
Die Hysterie und das Chaos zeigen sich nicht nur in der launischen und sprunghaften Erzählung, sondern auch im Grafischen: Im inhaltlich willkürlichen Wechsel werden die Panels mal von Fiskes verzerrtem, flächig kolorierten Hyperkubismus, mal von Kvernelands aquarell Karikaturen gefüllt. Doch damit nicht genug: Beide haben außerdem ihren je eigenen Stil, um historische Ereignisse aus Gulbranssons Leben in Schwarzweiß-Zeichnungen wiederzugeben. Die Stilcollage wird noch um einige Fotos von ihrer Forschungsreise ergänzt. Und nicht zuletzt sind neben einigen anderen Dokumenten zahlreiche Originalzeichnungen von Gulbransson, die jeweils in die Erzählungen integriert sind, im Buch zu sehen.
„Olaf G.“ ist eine überzeichnete Hommage an ein urtümliches Künstler-Original, das meist nur mit einer leichten Schürze bekleidet nackt und in freier Natur sein exzentrisches Leben genoss. Die Hommage geht aber glücklicherweise nicht so weit, dass sie Gulbranssons unangenehmen Opportunismus während des Nationalsozialismus unterschlägt. Und trotz ihrer Liebe zu Bier und Schweinshaxe können die beiden Autoren eben so wenig ihr Befremden gegenüber der bayerischen Kultur verbergen.

Lars Fiske / Steffen Kverneland: „Olaf G.“. Avant-Verlag, 184 Seiten, Hartcover, farbig, Euro 24,95.-

Zuerst erschienen in Strapazin Nr. 90