Throbbing Gristle: Part Two. The Endless Not

Über 25 Jahre nach ihren letzten Studioaufnahmen erscheint ein neues Album der Gründer des Industrial. Endlich! Eine einjährige Verschiebung der Veröffentlichung ging dem voraus. Daher sind die Stücke bereits aus dem Jahr 2005. Neben Bandkompositionen findet man auf dem Album auch je ein Stück der einzelnen Mitglieder Genesis P-Orrige, Chris Carter, Cosey Fanny Tutti und Peter Christopherson. „Part Two. The neverending not“ entkommt der Rock-Opa-Falle …

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 mit gewohnt düsteren Soundscapes in modernem Elektronik-Gewand, sogar jazzige Elemente findet man hier. Neu klingt das allerdings nicht. Schon „20 Jazz Funk Greats“ war ja ein Album mit elektronischen Beats, vereinzelter Jazzatmosphäre und insgesamt weniger Noise als bei den Vorgängern. Auf dem neuen Album macht man einfach da weiter, aber ich finde das gar nicht schlimm. Bei jugendlichem Powerpop kann es zwar sehr peinlich wirken, wenn über 50jährige ‚einfach da weiter machen‘, aber bei solch abgeklärtem Kram ist das in Ordnung. Und was wäre die Alternative gewesen? Klar, kein Album machen. Aber warum eigentlich nicht? Die Sounds sind cool und gar nicht so zeitspezifisch End-Siebziger mäßig, wie man denkt. Schließlich kann man einige der Tracks von „20 Jazz Funk Greats“ auch heute noch problemlos in einem Technoset unterkriegen. Und Bösartigkeiten wie „Hamburger Lady“ stehen eh über allem. Dass man beim neuen Album nicht an Retrosound denkt, liegt wohl vor allem daran, das T.G. damals nicht Teil von Etwas waren, was man heute als eine damalige Mode retrospektiv wieder aufgreifen kann – das Etwas kam erst später, durch sie. Sie standen in den 70ern ziemlich alleine da mit ihrer Musik. Wenn z.B. Cpt. Beefheart heute noch mal eine Platte aufnehmen würde, klänge sie auch nicht retro, sondern es wäre einfach eine neue Cpt. Beefheart Platte. So ist auch „Part Two. The neverending not“ einfach eine neue T.G.-Platte. Mal sehr gelungen, mal etwas weniger gut. Vielleicht ein Selbstplagiat. Aber was soll das sein. Selbstplagiat heist doch, das noch zu sein, was man schon war. Schlimmstenfalls ist man stehengeblieben, was im Falle von T.G. nun wirklich kein schlechter Standpunkt ist. Aber retro? Der Begriff passt einfach nicht. Ein weitgehend gelungenes Comeback.
(Industrial Records, VÖ: 31.3.2007)

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