Ich durfte in der letzten Woche gleich zwei außergewöhnliche Musikerinnen live erleben …
Zum einen kam Hanne Hukkelberg in die Stadt. Die 28jährige Norwegerin mit Jaga Jazzist-Background (geht das in Norwegen überhaupt ohne?) hat mich letztens mit ihrem zweiten Album „Rykestrasse 68“ ziemlich beeindruckt. Live sieht man sie dann mit einer kleinen Band und einigem unkonventionellen Kram auf der Bühne, darunter z.B. auch ein kopfstehendes Fahrrad, dem sie allerlei Sounds entlockt. Ich war so cool, ganz spät zu gehen (vielleicht um mir zu beweisen, wie jung ich noch bin, was ich wohl nicht bin, denn wenn ich’s wär, müsste ich’s mir ja nicht beweisen… !?) und habe das halbe Konzert verpasst. Wie geht eine halbe Konzertkritik? Als erstes Stück (also ca. siebtes) spielte sie ihre wunderbare Pixies-Coverversion „Break my bones“. Kurz danach wurde sie vom ziemlich überschäumenden Publikum zweimal wieder auf die Bühne geholt. Ihre Mischung aus Singer/Songwriterin, Jazzsängerin und Klangexperimentiererin ist intelligent, aber nie zwanghaft kunstvoll. Und sie ist virtuos, aber nie muckermäßig Handwerk ausstellend.
Einiges davon trifft auch auf Joanna Newsom zu. Die 25jährige Harfenistin hat mit ihrem zweiten Album „Ys“ zum großen Wurf ausgeholt. Die Orchesterarrangements kommen von Van Dyke Parks, produziert hat Steve Albini und gemischt wurde das Album von Jim O’Rourke. Da ist man alleine schon wegen der Namensliste in Ehrfurcht erstarrt. Nachem man die 5 Stücke zwischen 11 und 17 Minuten gehört hat auch wegen der Musik. Ihre wunderschönen, ineinander verschachtelten Melodien paaren sich turbulent mit den opulenten Arrangements von Van Dyke Parks, ihr exaltierter Gesang, der nicht wenige an Björk erinnert, und viele, die ihre Musik nicht lieben, zu Hasstiraden motiviert, schlängelt sich um die ausufernd langen Stücke, die ohne Strophe und Refrain auskommen.
Live setzte sie das (ich kam übrigens pünktlich und habe sogar noch etwas von Ned Colette im Vorprogramm mitbekommen!) mit Harfe und Gesang, Geige, Banjo bzw. Laute und Trommel (nicht Schlagzeug!) um. Um es gleich zu sagen: Das Publikum war gebannt und begeistert (auch von Newsoms Ausstrahlung, die zwischen naiv-verträumt und keck engelsgleich hinter ihrer Harfe saß – schätze, die Hälfte der männlichen Besucher lag ihr regelrecht zu Füßen). Am Ende gab es einen tosenden Applaus, wie ich ihn lange nicht erlebt habe. Berechtigt war das alle mal, und spätestens mit dem letzten Stück („Colleen“ von der neuen „The Ys Street Band E.P.“), das in sieben Minuten zwischen Popsong, klassischer Moderne und Arabesken umherwirbelt, bis einem schwindelig ist, ist man gegen alle gehässigen Äußerungen gegen sie, die zahlreich im Internet kursieren (habe gerade keinen Link parat, aber man findet leider sehr schnell dahin), gefeit.
sehr schön und durchaus beneidenswert.
hatte vor zwei jahren mal das vergnügen eines jaga jazzist-interviews nach einem fantastischen konzert im kölner stadtgarten. selten menschen erlebt, die nach einem instrumentalen stehkonzert dermaßen frenetisch warn…
…also das publikum meine ich. namensvetter lars(ch) horntveth war einfach nur sympathisch!
…und wenn Du Hanne Hukkelberg magst, solltest Du unbedingt mal My Brightest Diamond hören. Meine liebste Platte aus dem letzten Jahr und ein wundervolles Konzert im kleinen Berliner Club.
Danke für den Tipp. Kenne ich noch nicht.